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Unter Geiern

■ Trotz Einführung der Bundesliga: Der Frauenfußball steht weiter im Abseits

Am Ende fehlten nur zwei Punkte: Die Fußballerinnen des SV Wilhelmshaven, vor einem Jahr in die neugegründete Frauen-Fußball-Bundesliga aufgestiegen, haben den Klassenerhalt ganz knapp verpaßt. Geblieben ist ihnen, neben spannenden Spielen und vielen neuen Kontakten, auch eine bittere Erkenntnis: die hiesige Bolz-Szene ist nach wie vor stark maskulin geprägt — ballbegeisterte Frauen haben es da

„Selbst in der Fachpresse zur Nichtigkeit degradiert“

schwer, sich durchzusetzen. Goalgetterin Regine Schlösser sieht allen Grund zum Argwohn: „Die Herren vom Deutschen- Fußball-Bund dulden uns doch nur — mit vollem Herzen stehen die nicht hinter dem Damenfußball!“

Bei der Finanzierung des Jadestädter Bundesliga-Engagements fing der Ärger schon an. Vor der Saison hatte der DFB allen Frauen-Fußball-Vereinen 10.000 Mark versprochen. Davon wurden aber gleich 2.000 Mark an Schiedsrichtergebühren einbehalten und der kümmerliche Rest auch noch in zwei Raten ausgezahlt.

Peter Pochanke, den Geschäftsführer, bringt diese knausrige Haltung in Harnisch: „Das ist doch ein Beispiel für den unmöglichen Umgang mit Damenfußball, wenn man dem DFB, der bekanntlich im Geld schwimmt, auch noch hinterherbetteln muß.“ Für den Verein, dessen bescheidener Jahresetat von 60.000 Mark ungefähr der Portokasse Bayern Münchens entspricht, seien diese Mittel schließlich lebenswichtig.

Doch nicht nur die DFB-Finanzchefs plagen die Spielerinnen, auch renommierte Vertreter der Kickerzunft werfen gern ihre „Chauvi-Blicke auf die ballernden Amazonen“ (“Emma“). Rudi Gutendorf etwa, weitgereister Fußballcoach, sabberte: „Im Bett kann eine Frau noch so herrlich sein, auf dem Fußballplatz wird sie mir immer schrecklich vorkommen“. Und Altstar Paul Breitner, typisch Mann: „Frauenfußball ist unästhetisch!“

Die Kickerinnen können derlei Frechheiten längst nicht mehr hören. Regine Schlösser: „Wenn die den Damenfußball nicht mögen, dann sollen sie gefälligst den Mund halten.“ Von den ZuschauerInnen in der Region werden die Fußballerinnen dagegen akzeptiert. Regine Schlösser, als Verkäuferin viel mit Menschen in Kontakt, wird oft „sehr positiv angesprochen“ auf ihr fußballerisches Tun, und auch das Interesse im Stadion war beachtlich: Zu den Spitzenspielen gegen Siegen oder Bergisch-Gladbach kamen über 5.000 Leute — für Frauenfußball eine beachtliche Zahl.

Warum also mangelt es an der breiteren Anerkennung? Verantwortlich sind die Medien: Gab es zu Saisonbeginn zumindest vereinzelt längere Berichte, so sind die kickenden Damen mittlerweile selbst in der Fachpresse zur Nichtigkeit degradiert worden. Der Grund: Die Sportjournalisten sind meist nicht kompetent, die Konsumenten (größtenteils Männer) ziehen mehr „Actionträchtiges“ vor.

Eishockey, Autorennen oder sogar das an Dekadenz schwer zu überbietende Catchen erfreut sich derzeit ungeahnter Publikumsgunst. „Zuschauer sind heute weniger am sportlichen Wert interessiert — ihnen geht es um Sensation und Emotion, damit sie sich selber abreagieren können“, analysierte Pochanke.

Der Frauenfußball geht genau gegen diesen Trend: Statt der männertypischen Holzerei werden Technik und Kreativität betont; das langsamer ablaufende Spiel ermöglicht sogar saubere Kombinationen. „Der Frauenfußball hat ganz eigene Qualitäten — wer ihn an den Männern mißt, wird ihm nicht gerecht“, findet Pochanke, der finstere Zeiten anbrechen sieht: „Da können die Spielerinnen sich bemühen, wie sie wollen, ohne Unterstützung von Verband und Medien verkommt die Liga schon bald zu einer Veranstaltung ohne jede Resonanz.“ Holger Gertz

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