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Professoren nach Überprüfung beurlaubt

■ In Sachsen alle Hochschullehrer neu?

Dresden. Nach einer ersten Auswertung der im sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst 1.600 eingegangenen Fragebögen wurden jetzt neben dem Rektor der Technischen Universität Chemnitz, Prof. Dr. Friedmar Erfurt, weitere Wissenschaftler und Künstler „vorläufig beurlaubt“.

Wie das zuständige Ressort mitteilte, betrifft dies Prof. Gerd Laßner, Leiter des Naturwissenschaftlich-Theoretischen Zentrums der Universität Leipzig und ehemaligen Kandidaten des ZK der SED, Eberhard Friedrich, Direktor für künstlerische Produktion am Staatsschauspiel Dresden, Prof. Dr. Horst Brendel und Prof. Dr. Manfred Krauß von der TU Chemnitz sowie den kommissarischen Leiter des Studentenwerkes Dresden, Dr. Bernd Danz.

In einer Reihe weiterer Fälle sind Kündigungen nach Anhörung der Personalräte bereits ausgesprochen worden und weitere Kündigungen zu erwarten, hieß es aus dem Ministerium. Weitestgehend unabhängig von der Vergangenheitsüberprüfung müssen sich im Freistaat — mit 19 Hochschulen an Einrichtungen dieser Art reichstes neues Bundesland — alle Hochschullehrer neu für einen Job in der akademischen Landschaft bewerben.

Zu dieser Entscheidung hatte die CDU-Fraktion im sächsischen Parlament in der vergangenen Woche Wissenschafts- und Kunstminister Prof. Dr. Hans-Joachim Meyer (CDU) gezwungen. Der letzte Bildungsminister der DDR hatte bis dahin nur die Entfernung von „belasteten“ Professoren und Dozenten verlangt.

Ein entsprechender und von Ministerpräsident Biedenkopf bestätigter Erlaß zählt darunter Personen, die vor dem 9. Oktober 1989 eine „leitende Funktion im Staats- oder Parteiapparat“ innehatten sowie eine große Anzahl weiterer Personen, darunter ehemalige Mitglieder des ZK, Mitarbeiter von Bezirks- und Kreisleitungen der SED. Generell zu kündigen ist danach ehemaligen Hauptamtlichen und Inoffiziellen Mitarbeitern des MfS/AfNS der Ex-DDR. adn/taz

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