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Nach Sachsen — Zwei haben's nur geschafft

■ Thüringer kommen, Brandenburger geben auf

Dresden. Ursprünglich waren es die Bürger von fast 40 Kommunen in Thüringen und Brandenburg, die sich mehrheitlich zu Sachsen hingezogen fühlten und das auch per Votum ausdrückten. Heute steht die Frage nur noch vor etwa der Hälfte, von den an des Freistaates Nordgrenze liegenden blieben gar nur zwei der ehemals zu den weiß- grünen Farben strebenden Gemeinden übrig. Während eine sächsisch-thüringische Regierungskommission nach Auskunft des Innenressorts im Freistaat seine Arbeit aufgenommen hat und das Biedenkopf-Kabinett versichern läßt, den zu Sachsen wechselnden Gemeinden würden keine finanziellen Kosten entstehen, schwappen die Wogen an und über der sächsisch-brandenburgischen Grenze noch immer hoch. Die westlichen Anrainer kommen offensichtlich auf dem Weg nach, die nördlichen eher weg von Sachsen. Schuld habe Stolpes Land, das „mit den Gefühlen der Menschen ein ungutes Spiel“ getrieben habe, dort gäbe es offensichtlich Kräfte „aus alter Zeit“, denen es schwerfalle, den Bürgerwillen zu respektieren, hieß es in Dresden.

Auf beide Landesregierungen dehnt Bürgermeister Reinhard Kißro (parteilos) aus Ortrand seine Vorwürfe aus. Der Ex-Chef der Bürgermeister-„Allianz für Sachsen“ meinte in der Presse, Sachsen habe sich nie verbindlich geäußert und keine ernsthaften Schritte für eine schnelle Lösung übernommen. Dem SPD-geführten Brandenburg stellte Kißro wirtschaftliche Motive anheim, der Kreis wäre ohne den südlichen Teil völlig bedeutungslos, außerdem hat man mit Mühlberg auch Zugang zur Elbe.

Sicher klärt sich im Leben vieles von allein, wenn man es nur lange genug liegenläßt. Verständlich erscheint jedoch schon der Unwille von Bürgern, die glaubten, in einer Demokratie erstmals und mündig ihr Schicksal mitbestimmen zu können. Darin sehen sie sich eigentlich einig mit den Ministerpräsidenten beider Länder. adn

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