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Alle Spanienflüge ausgebucht

■ Berliner Reisetrends/ Auf Mallorca treffen sich die Reisebedürfnisse von Ost- und Westtouristen/ Drei Millionen BesucherInnen erwartet die Stadt

Berlin. Herbert Krasnik liebt den Duft der großen, weiten Welt. Deshalb geht er öfters ins »Papillon« auf dem Flughafen Tegel Kaffee trinken. Selber fliegen tut er allerdings nur einmal im Jahr, in den Urlaub nämlich. »Diesen Sommer geht es wieder auf die Kanarischen Inseln«, freut er sich.

Herr Krasnik liegt damit ganz im Berliner Reisetrend. Spanien, vor allem die Kanarischen Inseln und die Balearen, steht ganz oben auf der Urlaubshitliste. »Die Flüge dorthin sind schon fast alle ausgebucht«, berichtet Günther Träger, Pressesprecher von NUR-Touristik. Auch andere Unternehmen sprechen von einem Buchungsplus von bis zu 20 Prozent. Sehr beliebt sind auch Ferien in Griechenland, Portugal und Italien. Die Türkei, im letzten Jahr noch ein sehr begehrtes Reiseziel, hat in den ersten Monaten dieses Jahres durch den Golfkrieg schwere Einbußen hinnehmen müssen, scheint sich langsam aber wieder zu erholen. »Die Leute buchen jetzt in der Hoffnung, daß dort wenig Touristen sind«, so die Mitarbeiterin eines Reisebüros. Ähnlich steht es um Marokko, Tunesien und Ägypten.

Wen es weniger in den sonnigen Süden zieht, fährt oder fliegt in dieser Saison nach Skandinavien oder in die USA. Auch die deutschen Küsten finden weiterhin ihre LiebhaberInnen. Weniger gut laufen Fernziele wie Sri Lanka oder Peru. Nach Bangkog wollen nur alte Männer und »ganz vergessen kann man Bulgarien«, sagt Horst Schallon vom Berliner-Flug-Ring.

Am liebsten aber verbringen die BerlinerInnen die Urlaubszeit mit der Familie. Sind noch keine Kinder da, bevorzugen sie das Reisen zu zweit, sei es mit Bekannten, FreundInnen oder Beziehungskisten aller Art. Sie bleiben durchschnittlich zwei bis drei Wochen an ihrem Urlaubsort.

Ganz anders ist das Reiseverhalten der BürgerInnen aus dem Ostteil der Stadt. Sie reisen preiswerter und noch familienbewußter, als es die Westberliner Touristen tun. Bei ihnen rangieren Reisen mit dem eigenen Auto ganz oben, ihre Wagen rollen nach Österreich, Dänemark oder in die Bretagne. Wenn sie fliegen, fliegen sie überwiegend billig und pauschal. Auf Mallorca treffen sich die Interessen west- und ostdeutscher TouristInnen dann wieder. In den Fällen, in denen sich die neuen BundesbürgerInnen den Urlaub mehr kosten lassen können, fliegen sie besonders gern in die USA, »meistens, weil sie dort Verwandte haben, die sie besuchen und die ihnen dann auch etwas zeigen können«, weiß Schallon.

Eine sehr reiselustige Gruppe stellen taz-LeserInnen dar: Viele von ihnen fahren mehrmals im Jahr fort, und jedeR dritte wagt sich ins außereuropäische Ausland. Die meisten ergehen sich aber in europäischen Gefilden. Sie erweisen sich dabei als nicht besonders trendy: Spanien ist unter ihnen kaum angesagt. Wenn überhaupt, dann werden im Herbst die kleinen kanarischen Inseln bereist. Favorit ist immer noch Griechenland, und zwar ganz die klassische Inseltour. »Auch Radtouren durch die Provence werden immer beliebter«, sagt unser Reiseredakteur über seine Klientel. Gute Chancen, auf taz-LeserInnen zu stoßen, haben Reisende auch in Italien, überall zwischen Florenz und Rom.

Sind die BerlinerInnen erst einmal ausgeflogen, ist die Bahn frei für diejenigen, die ihrerseits die Hauptstadt besuchen wollen. Mit über drei Millionen Reisenden aus aller Welt rechnet Bernhard Hallpap vom Berliner Verkehrsamt in diesem Jahr. So viele waren es ungefähr auch im letzten Jahr, nur die Übernachtungen in der Berliner Hotelerie gerechnet. Seit Öffnung der Mauer hat die Stadt ein BesucherInnenplus von 180 Prozent, wobei gerade auch die Geschäftsreisen zugenommen haben. Sie machen mittlerweile schätzungsweise 60 Prozent der Besuche aus, da Berlin zunehmend zum Stützpunkt für geschäftliche Termine in den neuen Bundesländern wird. Viele kommen aber auch wegen der Kultur, der Bildung, zum Shopping oder einfach, um etwas zu erleben. Länger als zwei oder drei Tage Zeit nehmen sich aber die wenigsten.

»Der Mai ist zwar touristisch ein Spitzenmonat, ausgebucht ist Berlin aber noch nicht«, so Hallpap. cor

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