: Stasi-Offizier wurde Bundestagsmitarbeiter
■ Mitarbeiter des SPD-Abgeordneten Opel war früher „OibE“
Berlin (taz) — Der Friedensforscher und wissenschaftliche Mitarbeiter des SPD-Bundestagsabgeordneten Manfred Opel entpuppt sich unversehens als ehemaliger „Offizier im besonderen Einsatz“: Klaus Benjowski, vom Abgeordneten Opel als Mitarbeiter und „Fachmann für alle Fragen, die mit Rüstungskonversion, Friedenspolitik und ähnlichem“ zu tun haben, sehr geschätzt, war bis zur Auflösung der Staatssicherheit ein U-Boot des Auslandsspionagedienstes „Hauptverwaltung Aufklärung“. Offiziell arbeitete der Stasi- Offizier Benjowski im Ostberliner Institut für Politik und Wissenschaft (IPW).
Die Belege dafür, daß Benjowski tatsächlich aber auch Offizier der Stasi war, fand das ARD-Fernsehmagazin Kontraste in den ungeordneten Unterlagen der „Aufklärung“, darunter Dokumente, die außer einem Foto auch den genauen Werdegang Benjowskis aufzeigen. Der heutige Bundestagsmitarbeiter stand danach seit dem 26. Januar 1959 im Sold von Mielkes Ministerium. Zugeordnet war er der Auslandsspionage, der Abteilung X („aktive Maßnahmen, Desinformation und Einflußagenten“).
Benjowski selbst bestreitet alle Stasi-Vorwürfe. Er will lediglich für die Nationale Volksarmee gearbeitet haben. Doch die Liste der Belege ist erdrückend. Der Name Klaus Benjowski befindet sich auch auf der Liste der 1.286 Offiziere im besonderen Einsatz, die die taz am Ostersamstag veröffentlichte: Geführt wurde der 56jährige dort unter dem Aktenzeichen „364/77; U“, zuletzt bezog er von der Stasi danach ein Jahresgehalt von 28.500 Mark. Nach der Veröffentlichung verständigte Opels Bundestagsbüro den SPD-Parteivorstand, das Innenministerium und das Bundestagspräsidium. Eine Anfrage wurde auch an die Behörde des Sonderbeauftragten für die Stasi- Unterlagen gerichtet. Ein Ergebnis der eingeleiteten Untersuchung liegt bislang noch nicht vor.
Rücktritte wegen Stasi-Mitarbeit
Die Stasi-Vergangenheit wird auch die anderen Parlamente beschäftigen. Unter Berufung auf Informationen der Gauck-Behörde schrieb gestern die 'Dresdner Morgenpost‘, daß 20 der 160 sächsischen Landtagsabgeordneten im Verdacht stehen, früher „in wichtigen Positionen“ dem Staatssicherheitsdienst zugearbeitet zu haben. Ein offizieller Abschlußbericht der Gauck-Behörde liegt dem Landtagspräsidium auch hier noch nicht vor.
Im Landtag von Mecklenburg- Vorpommern sind unterdessen sieben Abgeordnete „wg. Stasi“ zurückgetreten. Der PDS-Abgeordnete Peter Stadermann will als einziger der Stasi-belasteten Mandatsträger sein Amt nicht niederlegen. Wolfgang Gast
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