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Hau wech, Hertz!

Sie haben geerbt, nennenswert, ein Vierfamilienhaus in Wuppertal etwa, eine Tüte Geld in der Schweiz. Sie wollen sich mit erstklassiger Kunst umgeben. Wohin richtet sich Ihr suchender Blick? Nach Bremen zuletzt, vermute ich, und das ist verkehrt: Galerist, Künstler und Autonomenfreund Cornelius Hertz verkauft aus den Beständen seiner (Erb-)Galerie Picassso, Duchamp, Miro, Penck.

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Allein acht Picassos stehen zum Verkauf, Lithos und Radierungen, ein Portrait Kahnweilers etwa oder eine Colombe en vol. Grund: Hertz braucht Flüssiges für sein neues Ausstellungskonzept. Nachdem er zwei Jahre lang seinem Publikum die klassische Moderne nur (unverkäuflich) vor die Nase gehalten hat, um damit Interesse für seine jungen Künstler zu wecken, verlegt er sich künftig auf Einzelausstellungen, Schwerpunkt Konzeptuelles und Minimalistisches. Am Samstag eröffnet Hertz letztmalig mit der alten Mischung. Seine Freunde Martin Lammert und Oliver Böhm hängen neben Kandinsky, Heisig, Matta, Nay. Und Waller (“Bauarbeiter mit Säge“). Im Nebenprogramm präsentiert sich Hertz selbst in einer kleinen Retro „Im Auftrag des Kapitals“. Gemälde in expressiv-gestischer Manier, nervöse, symbolhafte Radierungen. Hertz über Hertz-Kunst: „expressiv-skurril“. (Ab Samstag, 1.6., 19 Uhr; Richard-Wagner Str.22)

Es gibt eine Kunst im Unterweserraum, und die kehrt alle zwei Jahre wieder unter dem Titel „Gezeiten“. Veranstalterin ist die Begegnungsstätte Schwanewede (Ostlandstr.25A). Dieses Jahr verteilen sich Objekte und Installationen von 20 KünstlerInnen auf sämtliche Ortschaften von Schwanewede, wer alles sehen will, muß 110 km abreißen. Ziel der Veranstalter ist denn auch eher, lokal Dialoge zu entfachen. Nehmen wir Martin Zülch: Eine Birke hat einen Golf erschlagen, ein Racheakt des automobilgeschädigten Baums. Und ein Hinweis auf Golfkrieg??? (vor der „Palette“, Hospitalstr.). An der Zufahrt zur Lützowkaserne hat Wilhelm Wiki ein Gräberfeld aufgebaut. Auf dem Gelände selbst hat Bernd Meyse einer bestehenden Schildrötenplastik (Panzergrenadiere!) einen Kopf (!) gegenübergestellt. „Ein Wagnis für die Kunst und die Region“, so der Arbeitstitel des Gezeiten-Unterfangens. (Bis 16.Juni, 11 Uhr Finissage).

Wolfgang Schmitz ist Professor des manuellen Drucks an der HfK, väterlicher Freund seiner StudentInnen, unermüdlich und jederzeit mit dem Griffel zugange und bereit, auch weniger exklusive Galerien mit seinen Arbeiten zu schmücken. So stellt er jetzt in der GadeWe aus (Reuterstraße 9-17) innerhalb der Konzeptreihe „Biografisches aus Deutschland im 20sten Jahrhundert“ aus. Die meisten Lithos/Zeichnungen/Aquarelle sind unverkäuflich: Schmitz hat - ganz privat - seine Mutter thematisiert. Von 1960 bis 1989 hat er sie gezeichnet, vor ihrem ersten Fernseher bis zum Sterbebett. Auf Karton gekritzelt und Papierecken, alte Briefe, Notizzettel. Aus groben, energischen Tuschstrichen und feinsten Nadellinien läßt Schmitz seine provisorischen Kommentare zum flüchtigen Augenblick entstehen. (Bis zum 11.6.). Burkhard Straßmann

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