: “Imageverbesserung“ für Giftgrube
■ Gewerbegebiet in Vegesack scheiterte bislang an Altlasten
Bremens Wirtschaftsförderer und Vegesacks PolitikerInnen haben ein Problem: In ihrem Stadtteil gibt es nach eigener Aussage nur ein potentielles Gewerbegebiet. Auf dem rund 70.000 Qudratmeter großen Areal im Ortsteil Hammersbeck soll der „Gewerbepark Bremen-Nord“ entstehen. „Das ist als Gründerzentrum, ähnlich, wie das BITZ, geplant“, erzählt Carlheinz Schmurr, Sprecher der Wirtschaftsdeputation.
Doch bislang passierte auf dem Grundstück nichts. Der Grund: Im Boden vor sich hinschlummernde-und gasende Altlasten. Ohne deren Sanierung kann auf dem Gelände, auf dem sich bis 1982 eine Ziegelei befand, kein Gründerzentrum entstehen. Das wußten die Strukturförderer schon 1988 und stellten daraufhin umfangreiche Untersuchungen an.
In den alten Tongruben stellten GutachterInnen Kontaminationen mit stinkenden Deponiegasen, z.B. Methan, fest. Und sie fanden im Sickerwasser Lösungsmittel, wie Perchloräthylen, und Polyzyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs). Beides ist krebserregend. Hinzu kommen herumfliegende Teile alter asbesthaltiger Toshiplatten.
Nach jahrelanger Untätigkeit wollen die Verantwortlichen jetzt „ganz schnell“ (Schmurr) sanieren. Denn bis Ende 1992 sollen die ersten fünf Unternehmenseinheiten in Hammersbeck ihre Arbeit aufnehmen. Was die Verantwortlichen mit den Altlasten machen wollen, schrieben sie in das bereits zweite Sanierungsgutachten: Den Müll in den Kuhlen lassen und mit mehreren Bodensorten und einer Bahn aus chlorfreiem Polyäthylen dichtmachen. Regenwasser darf nicht in die durch dicke Tonschichten angeblich unten sicheren Gruben kommen. „Imageverbesserung und Vorsorge-Sanierung“ nennt Christoph Steuer, Chef des Bauamtes Bremen-Nord, die geplante rund 3,5 Millionen Mark teure Aktion. Von den 70.000 Qudratmetern gehen 20.000 verloren. Die abgeschotteten Gruben dürfen nicht überbaut werden.
Die Grünen werden in einer Pressemitteilung das Gefühl nicht los, daß das Bauamt die Gefährlichkeit der Altlast auf dem Gelände herunterspielen will.“ Außerdem kritisieren sie den sorglosen Umgang bei Untersuchung der Altlasten. Hintergrund: Die GutachterInnen entnahmen durch sogenannnte „Schürfungen“ Bodenproben. Dabei hatte man in einem ersten Sanierungsgutachten noch vor jeglicher Öffnung der Kuhlen gewarnt, da „ansonsten die schädlichen gasde unkontrolliert entweichen und hierbei die Umwelt und Menschen akut gefährden können.“ ubu
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