: Als Notlösung wieder Heroin?
■ An diesem Wochenende gibt die Kassenärztliche Vereinigung zum letzten Mal Methadon aus
Berlin. Nur noch dieses Wochenende ist die ärztlich kontrollierte Ausgabe der Ersatzdroge Methadon an heroinabhängige Patienten gesichert. Wie es weitergehen soll, ist noch völlig offen, weil die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Mitte Mai die bisher praktizierte Ausgabe an Wochenend- und Feiertagen über die Notarztstellen untersagt hat.
Wie berichtet, bedeutet der Beschluß für die rund 250 substituierten Drogenabhängigen in Berlin, daß sie die Behandlung mit Methadon möglicherweise nur unter großen Schwierigkeiten fortsetzen können. Wer mit der Ersatzdroge versorgt wird, muß jeden Tag unter ärztlicher Aufsicht das Methadon schlucken. Wenn der Arzt seinem Substitutionspatienten am Freitag die Dosis für das Wochenende mitgeben würde, würde er sich strafbar machen. Für die chronisch kranken Patienten bedeutet dies, daß sie künftig selber sehen müssen, wie sie sich an den Wochenenden ihre täglich benötigte Dosis beschaffen.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Grüne, Bernd Köppl, bezeichnet die Nichtausgabe an den Wochenenden als »unverantwortlich«. Die KV würde einen juristischen Streit mit der Ärztekammer auf dem Rücken der notleidenden Patienten austragen und damit ein erfolgreich laufendes Projekt der Antidrogentherapie gefährden. Bisher begleitete die Ärztekammer jeden einzelnen Fall medizinisch und psychosozial. Jetzt bestehe die Gefahr, daß die 250 Drogenabhängigen wieder rückfällig würden. Wenn die KV ihre eigenen Dienststellen am Wochenende sperre, so Köppl, solle der Senat im Rahmen seiner Aufsichtspflicht eingreifen. Notfalls müsse die Versorgung an den Wochenenden von den einzelnen Bezirksämtern oder von den Erste- Hilfe-Stationen der Krankenhäuser übernommen werden. aku
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