: Dünn — dick — dünn
■ Sprung ins Frauenleben / Frauengesundheitswoche
Dick — dünn — dick — dünn — dünn — Ich bin zu dick, ich bin zu dünn, ach wär ich schick, ach wär ich schön. Fressen, Kotzen — ich werd' verrückt — dick — dünn — dick — dünn — dünn... Einer der alltäglichen Gedankenkreisläufe von Frauen. Was ist gefragt? Dummerchen oder Intellektuelle, Püppchen oder Mannweib, ewig Kränkelnde oder die Verrückte mit dem Sprung in der Schüssel? Lebenssituation von Frauen, die krankmachen. Zum Auftakt der Frauengesundheits-Woche wurden sie vom Schnürschuh-Theater in Szene gesetzt und anschließend in der Glocke diskutiert.
In der Medizin gibt es immer mehr Ärztinnen, lobte der Ärztekammervertreter den Fortschritt, die AOK fördert 22 Frauengruppen, „mehr ist nicht bezahlbar“, fand AOK-Vertreter Mysegaes. Die Frauenmehrheit auf dem Podium war anderer Meinung. Sabine Klein-Schonnefeld berichtete, sie habe vor kurzem habe eine Orthopädin gesucht „weil ich mich nicht so gerne von Männern betatschen lasse, aber es gibt einfach keine.“ In den Chefetagen sähe es genauso aus. „Daß es heute in ganz Bremen nur eine Chefärtztin gibt, ist einfach ein Skandal.“
Brigitte Melinkat von der Gleichstellungsstelle: „Frauen sind gehindert in ihrer Karriere, wenn diese nur durch das Übernehmen von männlichen Verhaltensweisen möglich ist. Das heißt die 80 Stunden Arbeit, keine Zeit für's Privatleben, auf Kinder verzichten.“
In der bisherigen Gesundheitspolitik, wo man zwar für das reibungslose Funktionieren von Frauen sorge, bleibe die Seele auf der Strecke, betonte Karin Stieringer, Bürgerschaftsabgeordnete der CDU. „Aber genau an der Stelle der täglichen Wut, wird eine Krankheit wachsen.“ Das Kostenargument sei vorgeschoben: Wenn man bei der ganzen Frau, also auch bei der Seele ansetze, Psychologen etc. zur Verfügung stelle, käme es für die Gesellschaft billiger.
In die gleiche Kerbe haute auch Annelie Keil, Sozialpädagogin an der Bremer Uni. „Das Gesundheitssystem ist in erster Linie auch Herrschaftsbereich. Überwiegend Männer entscheiden wofür Geld eingesetzt wird.“ Mit dem Geld, das für den „Mißbrauch von Medikamenten“ und für „äußerliche Reperaturen“ ausgegeben werde, könnte ein ganzer Gesundheitsbereich zusätzlich bezahlt werden. Frauengesundheitspolitik muß bei den Brüchen von Frauen beginnen, oder anders ausgedrückt: „Der Sprung in der Schüssel muß für den Sprung ins Leben genutzt werden.“ bz
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