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Erste jüdische Buchmesse eröffnet

■ Die Messe ist eingebettet in die Jüdischen Kulturtage/ Jüdische Gruppe kritisierte die hochsubventionierte Veranstaltung und organisierte eigenes Programm

Berlin. Im großen Saal der Jüdischen Gemeinde wurde gestern vormittag die erste Berliner »Jüdische Buchmesse« eröffnet. Bis zum 5. Juni sind dort rund 10.000 Titel hebräischer, jiddischer und deutscher Literatur ausgestellt. Die Bücher sind nach Sachgebieten wie Geschichte, Antisemitismus, jüdische Tradition, Israel, Autobiographien, Belletristik und anderen Genres geordnet. Sämtliche Bücher sind käuflich zu erwerben. Zusammengestellt wurde die Messe von der Münchner Buchhändlerin Rachel Salamander.

Heinz Galinski nannte die Messe bei der Eröffnungsansprache »die erste jüdische Buchausstellung in Europa in derartigem Ausmaß«. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands solle die Messe inbesondere die Bürger des Ostteils interessieren. Ihnen seien solche Bücher in der DDR vorenthalten worden, über die Geschichte und Tradition des Judentums wüßten sie daher sehr wenig. Die Buchmesse ist eingebettet in die Jüdischen Kulturtage, die bis zum 13. Juni andauern.

Kritik an den vom Senat hoch subventionierten »Kulturtagen« hat die Jüdische Gruppe von Berlin geübt. Der Kreis von rund 100 Intellektuellen vermißt eine Auseinandersetzung über das deutsche Judentum heute. Die Beschränkung der Kulturtage auf ein reines Unterhaltungsprogramm halten sie für »konzeptionell und inhaltlich« verfehlt. Ihr Angebot, eigene Podiumsdiskussionen in das offizielle Programm zu integrieren, wurde von Galinski abgelehnt. Deshalb bieten sie drei selbstorganisierte Veranstaltungen an, jeweils um 20 Uhr im Senatssaal der Humboldt-Universität. Die erste läuft am 8. Juni zum Thema »Was ist jüdische Kultur«. Die Veranstaltung trägt den provokativen Untertitel »Kitsch, Nostalgie, gekaufte Kultur«. Neben Mitgliedern der Jüdischen Gruppe wird am Gespräch auch Micha Brumlik aus Frankfurt teilnehmen. Am 9. Juni gibt es eine Veranstaltung zu »Juden aus der Sowjetunion — zwischen den Fronten?«. Der 10. Juni verspricht Streit, es geht um »Politische Kultur«. Der Untertitel verrät es genauer, um »Einheitsgemeinde, Pluralismus und die Macht der Juden«. Grundsätzlich debattiert hier zwar die Opposition unter sich, allerdings eine heterogen zusammengesetzte. Auf dem Podium sitzen u.a. Micha Bodemann von der Jüdischen Gruppe, der ehemalige Vorsitzende der Ostberliner Jüdischen Gemeinde Peter Kirchner und dessen erbitterter Gegner Mario Offenberg von Adass Jisroel. aku

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