: Auf Safari in Downtown L.A.
„Predator II“ — Jagdszenen aus Los Angeles ■ Von Karl Wegmann
Wenn Hollywoods Außerirdische früher unseren Blauen Planeten besuchten, dann gab es zwei Möglichkeiten: Entweder sie wollten die gesamte Menschheit versklaven oder gar ausrotten, oder sie waren halbwegs zivilisiert und kamen nur mal zu einem kleinen Plausch angeflogen.
1987 drehte John McTiernan eine neue Variante der umheimlichen Begegnungen: In Predator kommt ein Weltraummann auf die Erde, um Urlaub zu machen und ein bißchen Spaß zu haben. Ähnlich wie Tausende von Erbewohnern entspannt sich dieses Wesen aus einer anderen Welt am liebsten auf der Jagd. Aber er kommt nicht zum Fischen oder Karnickel- Schießen — E.T.s großer Bruder jagt Menschen im südamerikanischen Dschungel.
Der Predator (zu deutsch etwa „Raubtier“ oder auch „Plünderer“) hatte natürlich nicht mit Hollywoods österreichischer Geheimwaffe gerechnet. Nachdem der intergalaktische Jäger seine Widersacher alle sauber mit Laser-Blattschuß erledigt hat, kommt Arnold Schwarzenegger. Der Predator nimmt seinen Helm ab (Kommentar Arnie: „Mein Gott, bist du häßlich!“), und es kommt zum finalen Zweikampf zwischen Monster und Muskelgebirge. Keine Frage, wer gewinnt.
Selbstverständlich waren sämtliche Kritiker entsetzt von diesem utopischen Western. Die 'Los Angeles Times‘ erkannte sehr richtig: „Die Produktion ist Hightech, das Drehbuch, die Werte und die Mentalität sind aus der Steinzeit.“ Genau darauf hatten die Filmemacher gesetzt, schließlich hatt dieses Strickmuster schon bei Filmen wie Conan der Barbar hervorragend funktioniert. Und auch diesmal rannten die Zuschauer scharenweise, und zwar weltweit, ins Kino, um Arnolds dicke Oberarme zu bewundern.
Kaum hatten die Drehbuchautoren Jim und John Thomas (aus ihrer Feder stammt auch das Disney- Mäuse-Drama Bernard und Bianca) die letzte Seite ihres Predator- Skripts fertiggestellt, als sie sich bereits Gedanken über eine Fortsetzung machten. Doch bei Predator II lief von Anfang an einiges schief. So hatte sich Arnie, das Grazer Bizeps- Wunder, mit Produzent Joel Silver verkracht und man engagierte als neuen Predator-Killer ausgerechnet den Charakterschauspieler Danny Glover. Der Mann hat eine richtige Ausbildung des Black Actors Workshop des American Conservatory Theaters, einige Bühnenerfahrung und schon zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeit eingeheimst. Für seine Rolle des Lieutenant Mike Harrigan bereitet er sich sorgfältig vor, unter anderem hungerte er sich einige Kilo ab, um im Duell mit dem Weltraummonster eine gute Figur zu machen. Das konnte nicht gutgehen. Wenn schon ein schlechter Film, dann bitte auch miese Schauspieler.
Als Regisseur wurde der Australier Stephen Hopkins verpflichtet — auf den ersten Blick keine schlechte Wahl. Hopkins kommt schließlich aus der Video- und Werbe-Clip- Branche (u.a. Coca Cola), hatte mit Spielfilmen kaum Erfahrung und gilt als großer Comic-Fan. Doch den Predator II (Verleih-Werbung: „Er bleibt nur kurz — aber nicht nur, um die Zeit totzuschlagen“) packte er falsch an.
Die Idee der Drehbuchautoren, den außerirdischen Bösewicht diesmal in Downtown L.A. auf Safari zu schicken war ja noch recht orginell, aber mußte es unbedingt Los Angeles im Jahre 1997 sein? Die Stadt hat doch auch heute schon genug Probleme. Es wäre also überhaupt nicht notwendig gewesen, aus der Stadt der Engel einen Kriegsschauplatz à la Beirut zu machen, in der sich Voodoo-Anhänger und Dealer-Banden Tag und Nacht gegenseitig niedermetzeln. Schon der Filmbeginn ist viel zu laut und viel zu schnell: Von Anfang an wird nur geballert, geschrien und gestorben — in einem Tempo, das Hopkins gar nicht durchhalten Kann. Dem Nervenkitzel, dem Gruseln und dem ängstlichen Warten auf den galaktischen Kopfjäger wird somit schon in der Eingangsszene der Garaus gemacht. Und befreiende Lacher verbieten sich angesichts dieser blutigen Schlachtplatte von selbst.
Einziger Lichtblick: das Monster! Wie schon im ersten Teil zeichnet Stan Winston für das Predator-Kostüm verantwortlich. „Ich war sehr stolz auf mein Design und hatte keine Lust, daß irgendein anderer mein Baby in die Finger bekommt.“ Und Kevin Peter Hall, mit seinen 2,16 Meter einer der größten Schauspieler der Welt, steckt wieder in der Latex- Maske des Ungeheuers. Die beiden haben dafür gesorgt, daß der Predator auf meiner persönlichen Monster-Hitliste immer noch auf Platz zwei steht, nur noch übertroffen von H.R.Giger und Carlo Rambaldis Alien.
Stephen Hopkins: Predator II, mit Danny Glover, Ruben Blades, Maria Conchita Alonso u.a., USA 1990, 108 Min.
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