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Betr.: Côte d'Azur im Ölrausch

■ Mit Plastikschaufeln und Plastiksäckchen dürfen die Touristen schwarzen Dreck ausbuddeln

Diesen Sommer bekommen Besucher des Naturparks Port-Cros südöstlich von Saint Tropez eine besondere Art des Aktivurlaubs angeboten. Ausgerüstet mit Plastiksäcken und Schaufeln gilt es, möglichst viele Teerklumpen von den Exkursionen mit nach Hause zu schleppen. Eine Freizeitgestaltung, die von den Küstenbewohnern bereits seit dem 26.April praktiziert wird. Tausend Tonnen kratzten sie schon von den Felsen vor Hyères, 2.000 bei Fréjus und 500 am Goldstrand von Saint Tropez. Folge eines „geringen Verschmutzungsrisikos“, wie das Umweltschutzministerium nach dem Untergang der „Haven“ feststellte. Zwei Wochen später erklärte Minister Brice Lalonde nach einer Besichtigung des Parks Port-Cros, daß seine Einschätzung „wohl zu optimistisch“ gewesen sei.

Die Strandpächter arbeiten wie Ameisen, um jede Ölspur zu beseitigen, bevor die Touristen kommen; die Fremdenverkehrsbüros sorgen für gutes Wetter: Seit Anfang Mai gäbe es überhaupt keine Ölprobleme mehr. Keine sichtbaren vielleicht: Hohe Wellen haben die Öllachen mit einer Sandschicht bedeckt. Sobald sich der Sand erwärmt, besteht das Risiko, daß sich der Teer verflüssigt und wieder an Oberfläche und Badehose dringt.

Aufgrund der Erfahrungen nach der „Exxon Valdez“-Katastrophe entschieden die Präfekten, neben Eimer und Schaufel lediglich Hochdruck-Wasserdüsen zum Reinigen zuzulassen. Ölbindende Produkte sind zu giftig, bakteriologische Mittel haben sich bisher als unwirksam erwiesen.

Viele lokale Behörden hatten sich gegen die Ausrufung eines Katastrophenplans gewehrt, um die Touristen nicht scheu zu machen. Und dies, obwohl ein solcher Plan sofort staatliche Mittel freigesetzt hätte. Aber die Côte d'Azur ist schließlich abhängig davon, daß alljährlich eine bleiche Flut von 30 Millionen Touristenleibern die Küste bedeckt. Alexander Smoltczyk

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