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Ein Glück, Ostdeutschland ist so schön zentral gelegen

■ EG-Präsident Delors will sich ein Bild machen und ist optimistisch Ostdeutschland braucht Aufbauhilfe von Unternehmen aus allen EG-Staaten

Berlin. Ostdeutschland braucht die Aufbauhilfe von Unternehmen aus allen EG-Staaten, die Wirtschaftskraft und das Know-how des gesamten Europa.

Das befürwortet der EG-Präsident Delors. Was eine Erweiterung der EG nach Osten betrifft, mahnt der Chef Geduld an. Er ist gegen eine schnelle Aufnahme der osteuropäischen Demokratien. Bei einem Vortrag in der Berliner Humboldt-Universität sagte Delors am Donnerstag, die deutsche Einigung könne nicht als Modell für eine Ost-Erweiterung der Gemeinschaft gelten. Bundespräsident Richard von Weizsäcker hatte am Vortag gegenüber Delors für eine Erweiterung der EG nach Osten plädiert.

Der Präsident der EG-Kommission, Jacques Delors, versicherte den neuen Bundesländern in seinem Vortrag die Bereitschaft zahlreicher Unternehmen außerhalb der Bundesrepublik, im Osten Deutschlands kräftig zu investieren. „Ich hoffe, daß es schnell gelingt, die schwierigen Eigentumsfragen zu klären, eine effiziente Verwaltung und Justiz aufzubauen und die planungs- und genehmigungsrechtlichen Probleme auszuräumen.“

Dies seien wesentliche Bedingungen für ein stärkeres Engagement westeuropäischen Kapitals in der ehemaligen DDR. Delors zeigte sich überzeugt, daß dem östlichen Teil Deutschlands aus seiner zentralen Lage in der sich gegenwärtig nach Osten öffnenden Europäischen Gemeinschaft große Vorteile erwachsen werden.

Er sei in die neuen Länder gekommen, sagte Delors vor Studenten und Wissenschaftlern aller drei Berliner Universitäten, um sich persönlich ein genaueres Bild von den wirtschaftlichen und sozialen Problemen zu machen, mit denen die neuen Mitglieder der EG konfrontiert sind. Er wolle begreifen, was es heißt, die Menschen wieder zusammenzuführen, die fast 30 Jahre durch eine Mauer getrennt waren und 40 Jahre in diametral entgegengesetzten Gesellschaftssystemen lebten. Die großen Erfahrungen der EG auf dem Gebiet partnerschaftlicher Aktionen und strukturpolitischer Maßnahmen zum Aufholen wirtschaftlichen Rückstands könnten Ostdeutschland sehr dienlich sein, sagte Delors. Die Strukturpolitik der Gemeinschaft komme in Staaten und Regionen wie Süditalien, Irland, Griechenland, Portugal und Spanien seit langem zum Tragen.

Der EG-Kommissionschef unterzeichnete bei der Begegnung eine Vereinbarung über die Einspeisung der Treuhand-Unternehmensbörse in die von der EG geschaffene Datenbank Bussiness Cooperation Network (BC-Net). Die Treuhand sucht für etwa 6.000 ehemalige volkseigene Betriebe noch Käufer im In- und Ausland. taz

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