: Clownmannskost
■ „Leningrad Clown Corporation“ im Breminale-Metronom: Spaß für alle
Daß sie eigentlich eher mit traditioneller Clownmannskost daherkommen, machen die neun Profis von der Leningrad Clown Corporation schnell wieder wett: schrill, akrobatisch und gekonnt. Da ist kein Männerrock zu kurz, kein Bauch zu dick, kein Mini-Saxophon mit einem 100-Kilo- Mann zu tumb, kein Jaulen der Hammond-Orgel zu peinlich — wer darf schon noch so daherkommen, ohne gähnende Langeweile zu produzieren? Und wenn zwischen beeindruckenden, aber uralten Seil-und Kartentricks und den aus der Gründerzeit der Clownerie stammenden Gags der schwergewichtige Chor Taigatöne anstimmt oder auf riesigen bunten Klangkörpern rumlöffelt, dann kauft man ihnen den Rest auch noch mit ab. Den Zuschauern im rappelvollen „Metronom“-Zelt hat–s gefallen.
Ob der Tai-Chi-ähnliche Nahkampf zwischen zwei mit Ami- und Sowjet-Flaggen behosten Herren wirklich symbolischen Charakter haben sollte, bleibt unklar. Der Russe gewann durch Schlag unter die Gürtellinie. Als Topact dann der Tiefseilakt mit Pappnase: als wär–s eine bequeme Hängematte, so räkelt sich Gregorij auf dem Seil. Hü-hüpf und hinauf und dann bis ans Zeltdach geschaukelt — nur fliegen ist schöner. Auch wenn die Bewegungsfreiheit durch die wirbelnden Ringe an Armen und Bein und den Eimer auf dem Kopf doch etwas eingeschränkt ist — unerheblich.
Zum Schluß gibt's dann Gruppenbild mit Pappnase, Tuba, Geige und Jonglage; so richtig schön gediegen sind sie, die Arbeitsmittel, und doch so schrill verpackt — das macht sie sooo ergiebig. Susanne Kaiser
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen