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F.-C.-Weiskopf-Preis mit Bier verliehen

Im Flur vor der Galerie der Akademie der Künste/Ost steht der Dichter Peter Wawerzinek mit seinem Verleger Erich Maas. Beide trinken fröhlich Berliner Pilsener. Auf der Heizung sitzt Sascha Anderson mit seinen Freunden und trinkt Berliner Pilsener. Berliner Pilsener kriegt man im Casino der Akademie der Künste.

Im überheizten Saal der Akademie der Künste liest der halbe F.-C.- Weiskopf-Preisträger Bert Papenfuß Gorek. Er liest immer weiter. Manchmal verwirrt sich sein wütender Text in komischen Lautmalereien. Brm oder Ssmnen oder so. Wenn er they're coming to take me away plötzlich einfügt, um auf anderes — und weiter, auf Arschlöcher, ficken und selbst gefickt sein — zu kommen, freut man sich. Den 70er Jahreirrenhit hat man auch noch im Kopf. They're are coming to take me away haha, hihi, haha, to a happy home. Beim Dichter Papenfuß allerdings fehlt das »haha«. Das können wir uns denken. Die Wörter reichen sich die Hand oder widerstreben.

»Die Idee ist eine Materialschlacht.« In jedem Fall: Es geht weiter! Und am Ende steht der Anfang und umgekehrt, wahrscheinlich und wirklich. Papenfuß ist einer der seltenen Dichter, bei denen man sich wünscht, sie mögen unbedingt immer weiter lesen. In der Akademie, so schwarzgekleidetedelpunkig, sieht er ein wenig so aus wie Johnny Rotten bei seinem »My Way«-Video. Nur erschießt Papenfuß nicht die Zuschauer. Denn das sind ja freundliche, kluge — Heiner Müller, Christa Wolf — und manchmal auch komische Menschen: und andere.

Nach Papenfuß liest dann die andere Hälfte des Preises. Rüdiger Rosenthal aus Dresden. Idyllen verfolgen einander in den Gedichten dieses bärtigen Gartenliebhabers. Seine sanfte und wohltönende Stimme fügt alles zum Guten und Schönen und so fest entschlossen ineinander, daß es Sascha Anderson nicht mehr aushalten und ertragen kann und draußen wieder mit seinen Freunden Berliner Pilsener trinkt.

Außer dem halben Preis — 3.500 DM —, die sind schnell vertrunken, bekam Papenfuß noch einen schönen Füllfederhalter und auch einen vortrefflichen Degen geschenkt. Und der Volks- und Imbiß-, der schon erwähnte »Nix«-Dichter Peter Wawerzinek, der als zweiter DDR- Vertreter beim Bachmannpreis lesen wird, ward von schlipsgekleideten Kunsteröffnern in einem anderen Saal, bei einem anderen Büfett, ein wenig rüde doch hinausgeschickt, hinein kam er doch und brachte eine Bulette noch mit. Detlef Kuhlbrodt

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