: Eine Geschichte falscher Zahlen-betr.: "Keine Mehrheit für Walfangquoten", taz vom 3.6.91
betr.: „Keine Mehrheit für Walfangquoten“, taz vom 3.6.91
[...] Eindeutige Zahlen haben der Internationalen Walfangkommission (IWC) also vorgelegen, die eine Jagd auf die Wale „eigentlich“ zulassen würden, was die „Walfanggegner“ aus irrationalen Gründen aber verhinderten. Unsinn ist das! Die „eindeutigen“ Zahlen schwankten zwischen 35.000 und 120.000 (Zwergwalbestand) — der IWC-Wissenschaftsausschuß entschied sich einfach für eine mittlere Zahl. Die „Walfanggegner“ im IWC wollten zumindest, daß eine Jagd erst wieder stattfinden kann, wenn etwa drei Viertel des früheren Bestandes vor der nahezu vollständigen Ausrottung wieder erreicht ist. Irrational?
Die IWC war nie eine „Walschutzorganisation“, wie Behrend meint. Die Geschichte der IWC ist vor allem eine Geschichte katastrophal falscher Zahlen: Es wurde solange falsch gerechnet, bis von 200.000 Blauwalen (1935) noch ganze 1.000 (1965) übrig waren. Erst dann wurde „verboten“.
Der Verfasser hätte sich mal weniger bei den IWC-Delegationen als bei Umweltschutzgruppen kundig machen sollen! Vera Schunk, Bad Wildungen
Bei der Lektüre des oben genannten Artikels war ich über die Auffassung Ihres Korrespondenten mehr als empört.
Seiner Meinung nach ist ein generelles Walfangmoratorium wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen, „wo zumindest einige Walbestände in einem guten Zustand sind“. [...]
Es ist wohl allerseits bekannt, daß es der Mensch in kürzester Zeit geschafft hat, diese intelligenten Wesen an den Rand dese Aussterbens zu treiben. Dank des Druckes von Umweltschutzorganisation wie Greenpeace und anderen, hat die IWC 1986 ein vollständiges Walfangmoratorium in Kraft treten lassen. Knapp fünf Jahre später sollen sich die Walbestände nu so erholt haben, um Ländern wie Island und Norwegen wieder einen Walfang zu erlauben? Jeder halbwegs intelligente Mensch sieht doch, daß dies völlig unsinnig ist, selbst wenn einige Walarten sich wirkich einigermaßen erholt haben. Ein erneuter kommerzieller Walfang würde doch in Kürze die Walbestände bedrohlich reduzieren. Walfangquoten helfen da nicht, denn diese werden sowieso nicht eingehalten, weil das die verschiedenen Regierungen gar nicht kontrollieren können. [...]
Außerdem werden von den Walfangflotten grundsätzlcih auch Wale harpuniert, die auf der Artenschutzliste auf den ersten Plätzen stehen (zum Beispiel Blauwale, Finnwale, Buckelwale); die Kontrolle kann leicht umgangen werden.
Wir Menschen sollten also die „sanften Riesen“ in Ruhe lassen, damit sie sich weiter erholen können. Ihre Bestände sind ja nicht nur durch Walfang, sondern auch durch zunehmende Verseuchung ihrer Lebensräume gefährdet. Da muß nicht auch noch mit der Harpune nachgeholfen werden. [...] Carsten Höptner, (West-)Berlin
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