: De Klerk wirbt um Afrika
Südafrikas Präsident besuchte Kenia und pries sein Land als das „Japan Afrikas“ an ■ Aus Nairobi Bettina Gaus
Der rote Teppich, ausgerollt für einen südafrikanischen Präsidenten in einem anderen afrikanischen Land — das wäre noch vor wenigen Jahre undenkbar gewesen. Aber der Besuch von F. W. de Klerk zusammen mit vier seiner Minister in Kenia am Wochenende war inzwischen weniger eine Sensation als ein folgerichtiger Schritt. Im letzten Jahr bereits war Südafrikas Außenminister Botha informell mit Kenias Präsident Daniel Arap Moi zusammengetroffen; seit Dezember darf „South African Airways“ Nairobi anfliegen. Zwar unterhalten Kenia und Südafrika noch keine diplomatischen Beziehungen, aber es kann als sicher gelten, daß Kenias Staatschef seinem Gast bald einen Gegenbesuch abstatten wird.
Nicht alle afrikanischen Staaten sind mit der Entwicklung zufrieden. So hatte auf dem gerade zu Ende gegangenen OAU-Gipfel in Nigeria Simbabwe für die weitere diplomatische Isolierung Südafrika plädiert. Die Mehrzahl der afrikanischen Staaten ist jedoch an freundschaftlicheren Beziehungen interessiert. Daß nun gerade Kenia den Vorreiter bei der Offizialisierung der südafrikanisch-schwarzafrikanischen Kontakte spielt, ist kein Zufall. Das ostafrikanische Land hat eine relativ gute Wirtschaftsbilanz aufzuweisen und erhofft sich von Handelsbeziehungen zu Pretoria einträgliche Geschäfte. De Klerk spielte auf diese Hoffnung an, als er sein Land als das „Japan Afrikas“ anpries und erklärte: „Ich kann mir eine EG-ähnliche Staatengemeinschaft im südlichen Afrika vorstellen. In Ostafrika kann Kenia dieselbe Rolle spielen, in Westafrika Nigeria.“
Sogar historische Bande strapazierten die neuen Freunde. Gestern flog de Klerk nach Eldoret in Westkenia, wo seit 1900 südafrikanische Buren leben, die vor den Briten geflohen waren. Der Präsident nahm dort an einem Gottesdienst in einer Kirche teil, in der sein Großvater als Geistlicher tätig gewesen sein soll. Er bestätigte, seine Familie fühle sich den Buren von Eldoret sehr verbunden.
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