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Wo Elstern in Ohnmacht fallen

■ „Danziger Silber“ im Bremer Focke-Museum: Schüsseln, Kannen, Kelche und andere Schätzchen

Wie nah sich Mittel- und Osteuropa vor Jahrhunderten einmal waren, zeigt im Focke-Museum die Ausstellung „Danziger Silber“ aus dem Nationalmuseum Gdansk. Polnische Silberschmiede arbeiteten nach Stichen deutscher Künstler, deutsche Handwerker arbeiteten in Polen und nahmen ihre Erfahrungen wieder mit zurück. Vielen dieser Künstler muß es in Gdansk jedoch ausnehmend gut gefallen haben. Sie blieben in der Hansestadt am Weichseldelta.

Unter den ausgestellten Werken der Silberschmiedekunst, Bechern, Pokalen, Schüsseln und Kannen profanen und sakralen Ursprungs, bilden Exponate aus dem 17. Jahrhundert den Schwerpunkt. Ein beliebtes Geschenk unter Patriziern waren reich verzierte Deckelkrüge, die oft ganze Szenen aus der Bibel zeigen, passend zum Anlaß der Schenkung ausgewählt. Zu einer Taufe wurden junge Eltern beispielsweise mit einer Darstellung der wundersamen Durchquerung des Roten Meeres beglückt. Moses entsteigt als kleines Kind dem Relief des Kruges. Die Figur wurde nicht mit dem Hämmerchen aus dem Silber getrieben, sondern auf den ziselierten und gehämmerten Hintergrund gelötet. Wie Sammeltassen dienten auch diese Krüge mehr der Zierde als dem Gebrauch.

Die sakralen Gefäße stammen aus dem jüdischen, protestantischen und katholischen Zeremonienrepertoire. Während die Katholen ihre Hostien in prunkvollen Ziborien aufbewahrten (die geringen Arbeitslöhne für die Herstellung waren eine zu vernachlässigende Größe), entstanden für protestantische Auftraggeber Silberkannen von schlichter Charakteristik, dafür von hohem Materialwert. Da mußte ein Pastor schon mal fünf Pfund Silber im Gottesdienst stemmen, um seinen Schäfchen reinen Wein einzuschenken.

Barbara Wlodarska, Kunsthistorikerin im Gdansker Nationalmuseum, und Alfred Löhr, kommissarischer Direktor des Focke- Museums, stellten zu der Austellung einen Katalog zusammen, in dem nicht nur alle 92 Exponate abgebildet sind. Kupferstiche, die als Vorlagen dienten, finden sich darin ebenso wie eine Auflistung europäischer Silberstempel. So kann der Katalog auch zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt werden. Mit der Abbildung von Gegenständen, die während der Auslagerung im zweiten Weltkrieg verlorengingen, hoffen die Herausgeber, vermißten Stücken auf die Spur zu kommen.

Parallel zur Ausstellung des Gdansker Silbers in Bremen werden in Gdansk die wichtigsten Stücke der Bremer Silbersammlung zu sehen sein. Der Austausch soll die historischen Verbindungen zwischen den Hansestädten Gdansk und Bremen dokumentieren und wiederbeleben. Die Zerstörung der Zusammenhänge in der mittel-und osteuropäischen Kulturlandschaft in diesem Jahrhundert war gründlich. Anknüpfend an die polyglotten Kunsthandwerker vergangener Tage stricken Kunsthistoriker und Kunsthistorikerinnen von heute an der kulturellen Infrastruktur für morgen. Jok

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