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Thema heute: Streetfighting Kids

Auch ohne Direktiven aus Brüssel scheint das Europa der Ghettos bereits Wirklichkeit zu sein. Die Bilder aus den Metropolen gleichen sich: Jedes Wochenende kommt es in der Pariser Banlieue zu Straßenkämpfen zwischen Polizei und Jugendlichen. Erst am Sonntag kamen zwei Menschen ums Leben. In Brüssel machen sich Kids Luft, weil sie die Nase voll haben von Polizeikontrollen. In Berlin haben sich türkische Jugendliche ein hocheffizientes Selbstverteidigungssystem aufgebaut.

Die Bilder gleichen sich, denn ein Stein ist ein Stein, ein Knüppel ein Knüppel. Und die Ursachen? Es sind nicht allein Armut, Arbeitslosigkeit oder Wohnverhältnisse, die Kids zu Straßenkämpfern machen. Hinzu kommt — in fast allen Fällen — das Gefühl des Ausgeschlossen- Seins. Wenn jetzt warnend von „amerikanischen Verhältnissen“ gesprochen wird, so zeigt gerade das Beispiel der USA, daß Ghettos keine festen Identitäten sind, sondern amöbenhafte Gebilde, die überall dort blühen, wo Politik versagt. Vielleicht sind Europas Straßenkämpfe beides: noch die blinde Gewalt der Ausgeschlossenen — und schon der selbstbewußte Anspruch neuer Citoyens auf ihren Platz in der Polis.

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