: Wege aus dem Schuldendschungel
■ Bremer Straffälligenbetreuung eröffnet Büro in Bremen-Nord
Wenn Gefangene aus der Haft kommen, sind die Probleme zumeist größer als vor der Haft. Die Schulden zum Beispiel. Dafür unterhält die „Bremische Straffälligenbetreuung“, ein freier Verein, seit mehr als zehn Jahren ein Büro am Osterdeich. Und jetzt gibt es seit kurzem auch noch eine Zweigstelle in Bremen-Nord. Doch die Mitarbeiter sind seit der Eröffnung des Büros im Mai unterbeschäftigt.
„Der Weg ist für die Leute einfach zu weit“, erklärt Sozialpädagogin Kirsten Wieczorek den leeren hafen, in den kein Schiff kommen will . Sie gehört mit der Juristin Claudia Reemts zu den beiden Kräften der „Bremer Straffälligenbetreuung“.im Zusammen mit dem Verein „Wohnungshilfe“ und der staatlichen Bewährungshilfe unterhalten sie dort ein gemeinsames Büro.
Wieczorek: „Wir sind nach Vegesack gekommen, weil Bremen-Nord doch immer etwas abgeschlossen gegenüber Bremen- Stadt ist.“ Elke Bahl, Geschäftsführerin der Bremer Straffäligenhilfe, ergänzt: „Es gibt hier die Möglichkeit, stadtteilorientierte Angebote für die Betroffenen zu machen.“ Und sie betont: „Die Leute kommen freiwillig.“
Die Mitarbeiterinnen der Bremen-Norder Außenstelle machen „soziale und persönliche Beratung“ (Bahl). Die umfaßt Unterstützung bei der Arbeits- und Wohnungssuche und vor allem Schuldenberatung. Das sei für die Existenz der Ex-Knackis das Wichtigste, meint Bahl.
Die Angebote des Vereins richten sich jedoch nicht nur an Leute, die ihre Haftstrafe verbüßt haben, Auch für Angehörige und Freunde haben die MitarbeiterInnen ein offenes Ohr. Zum Beispiel vermitteln die MitarbeiterInnen bei Drogen- und Familienproblemen an andere Stellen weiter. Problem der Bremen-Norder Außenstelle: Die beiden Beratungsstellen existieren lediglich auf ABM-Basis. Bahl: „Wir sind in einem richtigen Dilemma. Wenn unsere Leute sich eingearbeitet haben, müssen sie schon wieder aufhören.“
ubu
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