: Senatsbeamter durch Briefbombe getötet
■ Hanno Klein, Referatsleiter beim Bausenator, wurde gestern morgen tot in seiner Wohnung aufgefunden/ Der 48jährige war für Investitionsvorhaben zuständig/ Staatsschutz ermittelt und vermutet politisches Motiv/ Noch kein Bekennerschreiben
Wilmersdorf. Der Referatsleiter der Berliner Senatsbauverwaltung Hanno Klein ist in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bei einem Attentat durch eine Briefbombe ums Leben gekommen. Der 48jährige leitende Beamte, der für Investitionsvorhaben zuständig war, organisierte maßgeblich den Grundstücksverkauf am Potsdamer Platz an Daimler Benz mit. Der Berliner Staatsschutz, der die Ermittlungen führt, geht von einem politischen Tatmotiv aus. Ein Bekennerschreiben lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor.
Hanno Klein war gestern morgen gegen 8.25 Uhr von seiner Lebensgefährtin tot in der gemeinsamen Wohnung in der Pariser Straße aufgefunden worden. Der Staatsschutz vermutet jedoch, daß der Referatsleiter schon am Vorabend getötet worden ist, weil ein Mieter des Hauses zu dieser Zeit einen Knall gehört habe. Der hellbraune, wattierte DIN-A5-Briefumschlag mit dem tödlichen Inhalt war laut Poststempel am Dienstag abend in Kreuzberg aufgeben worden. Er traf vermutlich einen Tag später bei Hanno Klein ein, der den Brief wahrscheinlich nach seiner Heimkehr am Mittwoch abend öffnete.
Die genauen Todesumstände stehen noch nicht fest. Der Leiter des Berliner Staatsschutzes, Piete, deutete gegenüber der taz an, daß der Referatsleiter schwere Gesichtsverletzungen erlitten habe und möglicherweise verblutet sei. Laut Augenzeugen befanden sich auf Kleins Schreibtisch in der Mitte des Raums, wo Klein offenbar tot zusammengebrochen war, große Blutlachen. Alle Bilder und ein Terminplan seien von der Wand gerissen worden. Piete sprach gestern davon, daß in dem Umschlag nicht näher genannte Spuren gefunden wurden, von denen man sich Erkenntnisse erhoffe.
Daß in Berlin oder im Bundesgebiet jemals ein Mensch durch eine Briefbombe getötet wurde, war Piete nicht bekannt. Vor einiger Zeit gab es in Berlin eine Anschlagsserie mit Briefbomben. Die beiden Empfänger kamen jedoch unbeschadet davon, weil die Wirkung der Bombe durch eine Art Verpuffung aufgehoben worden war. Ein Verbindung zu dem Attentat auf Hanno Klein wurde vom Staatsschutz gestern ausgeschlossen. Der Staatsschutz hat eine Sonderkommission gebildet. Bausenator Nagel (SPD) bedauerte Kleins Tod und bezeichnete Klein als einen »sehr dynamischen Mitarbeiter mit einem überdurchschnittlichen Engagement für die Sache«. plu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen