: Vorsicht! Demagoge am Werk!
■ Betr.: "Und er bewegt sich doch...", taz vom 24.5.91
betr.: „Und er bewegt sich doch...“ (Der Friedensprozeß im Nahen Osten kommt in Gang) von Micha Brumlik, taz vom 24.5.91
Die Behauptung, daß der Krieg doch was Gutes bringt, in geistesgeschichtliche Zusammenhänge gebettet, soll jedermann (wenn auch nicht überzeugen, doch zumindest) verwirren.
Trotz reaktionären Dagegenstemmens der damaligen Kirche, trotz Verfolgung und Scheiterhaufen für fortschrittlich Denkende: die Welt ist eine Kugel, und sie dreht sich um die Sonne. Und sie läßt sich heute als Argument für die unterstellte Fortschrittlichkeit der Kriegsbefürworter bei den Haaren herbeiziehen (denn Krieg bringt etwas in Bewegung) und gegen die unterstellte Rückständigkeit und den Dogmatismus derer, die auf diese Art Bewegung lieber verzichten möchten!
Sehr geehrter Herr Brumlik! Sie versuchen, den Lauf der Dinge und der Himmelskörper in Rückwärtsgang zu setzen! „Nicht der Krieg, sondern dessen Überwindung“, heißt die neueste wissenschaftliche Erkenntnis. Die wahren Reaktionäre sind diejenigen, die sich lediglich um ihre eigene Achse im Kreis drehen und die denkfaule Formel „Kriege sind schon immer gewesen“ zu wiederholen nicht müde werden. Sie würden die Friedensbewegung am liebsten auf den Scheiterhaufen schicken, wegen deren „ketzerischen“ Beharrens darauf, diese Tatsache („Kriege sind schon immer gewesen“) aus den Angeln zu heben.
Es wird Ihnen, Herr Brumlik, nicht gelingen, die Rollen zu vertauschen. Wir sind diejenigen, die sagen: „Und es bewegt sich doch!“ die Welt in Richtung besserer Einsicht! Helena Retkowa, Rockenhausen
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