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UN plant erste Hilfe für südirakische Schiiten

■ UN-Sonderbeauftragter will „zwei bis drei Durchgangsstationen“ für rückkehrende schiitische Flüchtlinge einrichten/ Situation im Südirak immer noch unklar/ Bagdad dementiert alle Angriffe/ Irans Außenminister will den UN-Sicherheitsrat einschalten

Genf/Teheran/Nikosia/Berlin (ap/ afp/taz) — Die UNO plant, „zwei bis drei“ Durchgangsstationen im Südirak zu errichten, um die Rückkehr der in den Iran geflohenen Schiiten zu erleichtern. Dies teilte der UN-Sonderbeauftragte, Saddrudin Aga Khan, am Donnerstag in Genf mit. Saddrudin Aga Khan erklärte vor Journalisten, den irakischen Flüchtlingen in Iran sollte, „sobald es die Umstände erlaubten“, eine Rückkehr in ihre Heimat ermöglicht werden. Wie im Norden des Landes müßten dafür Durchgangsstationen errichtet werden, wo die Flüchtlinge mit Lebensmitteln versorgt und medizinisch betreut werden könnten. Am Mittwoch hatte der Sonderbeauftragte versichert, eine UN-Mission im Südirak, die vor zwei Tagen zurückgekehrt sei, habe keine Hinweise auf eine massenhafte Flucht der Schiiten in die Sümpfe bei Basra ergeben. Er hoffe, daß iranische Berichte übertrieben seien, nach denen die Flüchtlinge massiv von der irakischen Armee angegriffen werden.

Die iranische Regierung hat ihre Vorwürfe an die irakische Regierung bekräftigt, wonach in den südirakischen Sümpfen bis eine Million Schiiten von den Truppen Saddam Husseins eingekesselt sein sollen. In einem Telefongespräch mit dem britischen Außenminister Hurd sprach sich der iranische Außenminister Welajati nach einer Meldung der Teheraner Nachrichtenagentur 'Irna‘ dafür aus, daß die Vereinten Nationen eine zweite Delegation in das südirakische Sumpfgebiet entsendet. Radio Teheran berichtete am Donnerstag, Welajati habe sich auch dafür ausgesprochen, die Verfolgung der Schiiten in Südirak auf die Tagesordnung des Weltsicherheitsrats zu setzen.

Die Regierung in Bagdad hat die Vorwürfe aus Teheran entschieden zurückgewiesen und der Führung des Nachbarlands vorgeworfen, ein Komplott zu schmieden.

Die oppositionellen iranischen Volksmudschaheddin dementierten inzwischen Berichte denen zufolge ihre Einheiten auf irakischer Seite gegen die Schiiten kämpfen sollen. Mitarbeiter der Hilfsorganisation Medico International hatten nach einem Besuch im Südiran gegenüber der taz berichtet, Flüchtlinge hätten ihnen erzählt, auf irakischer Seite würden Volksmudschaheddin und arabische Söldner kämpfen. Ein Vertreter der Volksmudschaheddin erklärte dazu gegenüber der taz: „Wir betrachten die Kämpfe als innere Angelegenheit des Irak, in die wir uns nicht einmischen.“

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