Staatliche Drogenfreigabe

■ zu: Die Stimmung kippt, taz vom 11.6.1991

Jetzt brennt die Scheune lichterloh und plötzlich ruft alles nach der Feuerwehr. Das sogenannte Drogenproblem konzentriert sich schon seit den 70er Jahren zumeist auf das Viertel, den angrenzenden Stadtteilen war es im Konsens mit ihren politischen Repräsentanten nur Recht; daß man/frau buchstäblich darüber stolpert. Die Opfer einer verfehlten Drogenpolitik des Staates sind Fixer und betroffene Anwohner gleichermaßen. Eine frühzeitige Liberalisierung, d. h. die Differenzierung zwischen Haschisch und Heroin, zwischen weichen und harten Drogen, im Verein mit einem konsequenten Methadonprogramm, wäre die einzig vernünftige Maßnahme gewesen, um den „amerikanischen Verhältnissen“ Einhalt gebieten zu können. Von polizeilich-repressivem Vorgehen hat letztlich bisher nur der Drogenhandel profitiert, Verknappung, steigende Preise. Heute, wo es bereits zehn nach zwölf geschlagen hat, hilft in erster Linie nur noch eine staatlich kontrollierte Freigabe von Drogen, um den Handel zu zerschlagen und die Beschaffungskriminalität zu unterbinden. Bis dahin? Dezentralisierung, das Zauberwort,...? Die Fixer sind da, wo der Stoff ist, und die Dealer tummeln sich hier recht ungeniert. Ich habe es jedenfalls satt, meine Toleranz geht gegen Null und ich beginne zu denken: Wir oder Sie! Jürgen .Schierholz