: Berlin-Lüge schlimmer als Kohls Steuer-Lüge
■ Repräsentative Untersuchung des Wickert-Instituts
Berlin/Hamburg. Mehr als zwei Drittel aller Wahlberechtigten in Deutschland (69 Prozent) bewerten die »Berlin-Lüge« politisch bedenklicher als die »Steuer-Lüge«. Das ergab die Auswertung von 3.218 aktuellen Repräsentativ-Interviews der Wickert Institute in 317 Orten. Nur jeder jeder Fünfte (22 Prozent) meinte, beides sei politisch gleichermaßen bedenklich, knapp jeder Zehnte (9 Prozent) machte andere oder keine Angaben.
Wie aus dieser aktuellen Wählerumfrage weiter hervorgeht, sind nur 21 Prozent davon überzeugt, daß sich die Abgeordneten in der Frage Berlin oder Bonn vorwiegend von ihrem politischen Sachverstand leiten lassen. Über die Hälfte der Befragten befürchten, daß sich die Volksvertreter in dieser Sache überwiegend nach ihrem persönlichen Interesse entscheiden.
Der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ulf Fink, hat im Streit um den künftigen Sitz von Bundestag und Regierung eine klare Entscheidung für Berlin gefordert. Der Regierungssitz Berlin sei gerade für Ostdeutschland von großer Bedeutung, sagte der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse jetzt in einem Interview der Bonner 'Welt am Sonntag‘.
Die Ostdeutschen hätten sich bei den Einigungsverhandlungen guten Glaubens mit der Hauptstadt-Formulierung zufriedengegeben, zumal sie darauf hoffen konnten, daß ihr Verhalten nicht zum Nachteil Berlins ausgelegt würde. Sie hätten Vertrauen in die Generosität der Verhandlungspartner gesetzt und damit sichergestellt, daß die historische Sekunde, in der die deutsche Einheit verwirklicht wurde, auch genutzt werden konnte.
»Umso wichtiger ist es, daß jetzt ein klare Entscheidung für Berlin fällt und sie nicht betrogen werden.« Fink erinnerte nachdrücklich daran, daß auch der DGB und vor allem die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) sich immer zu Berlin bekannt hätten. adn/dpa
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