: Blank gewichst, Herr Direktor!
■ Ziemlich schräg im Trend: Die neuesten Abiturienten-Gags aus der Region
Viele Abiturienten zittern noch im mündlichen Abitur. Andernorts verabschieden sich bereits Gymnasiasten ordnungsgemäß mit mehr oder weniger schrillen Streichen von ihrer Penne. Abi- Gags kommen bundesweit wieder in Mode. Und Barrikaden vor dem Schuleingang oder Haufen von Altpapier aus Heften und Büchern im Lehrerzimmer gehören längst zum gewohnten Abi-Bild. Was in der Schulzeit an Spaß und Kreativität zu kurz kam, bricht nunmehr mächtig aus.
Rachelüsterne genossen am Kreisgymnasium Bargteheide östlich von Hamburg ein makabres Schauspiel der Handwerkskunst: Die Lehrer bekamen die Guillotine zu spüren. Das Fallbeil aus Schaumstoff verschonte jedoch gnädig die Hälse.
Auf der Liege unter künstlichen Palmen nahm Direktor Heinz Jung an der Beach Party seines Südseevolkes teil. Sand und Wasser, Bikinis und Gymnastikanzüge, Spiel und Tanz in der Pausenhalle sind überall beliebt — nicht nur am Otto-Hahn-Gymnasium in Göttingen. Und immer kommt es darauf an, möglichst der gesamte Unterricht zum Ausfall zu zwingen.
„Bayern raus“, so erschallten die Rufe am Gymnasium Oesede nahe Osnabrück. Dort war ein „Bauernhof Schule“ mit Kunstbergen in weiß-blau dekoriert. Lehrer und Schüler jodelten um die Wette oder sägten Bäume. Zum Gaudi aller molk der Schulleiter eine Pappkuh mit Wassereuter.
Auch andernorts ziehen Reifeschüler ihre ehemaligen Autoritäten in Spielchen und Kalamitäten hinein. Schulleiter Manfred Paul vom Martino Katharineum aus Braunschweig durfte im Wettkampf die Schnürstiefel eines Schülers putzen. Seine Kollegen mußten Flaschen schneller als die Schüler leernuckeln.
„Wetten daß ...?“ variierten die Pennäler des Gymnasiums Johanneum in Lüneburg. Biologielehrer mußten mit verbundenen Augen Blätter bestimmen, was ihnen kaum gelang. Bei der Umhüllung von „Leerkörpern“ erwies sich das umweltfreundliche Klopapier als Verlierer: Es war nicht so reißfest wie das geblümte.
Am Gymnasium Mellendorf nördlich von Hannover bauten Technik- und Fernsehfans sogar ein ganzes Unterhaltungsstudio auf und zeichneten die Sendung mit Kamera auf.
Hart an der Grenze zur Sachbeschädigung erfolgte die Verzierung des Dilthey-Gymnasiums in Wiesbaden. In nächtlicher vier- Stunden-Aktion wurde der Betonklotz mit Farbbeuteln beworfen. „Es war toll“, berichtete Mitwerferin Vera Czapski. „Die Wand hat förmlich nach Farbe geschrien“, begeisterte sich Direktor Werner Emmerich. Er hatte der Aktion ebenso zugestimmt wie Oberbürgermeister Achim Exner.
Vielleicht trauert er selbstgemachten Schelmenstreichen nach. Jochen Sperber (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen