Tauziehen um Mol-Müll

■ Töpfer erwartet Vollzug seiner Weisung

Im Tauziehen um deutschen Atommüll, der aus dem belgischen Atomzentrum Mol zurückgeholt wurde und im Zwischenlager Gorleben untergebracht werden soll, zeichnete sich am Montag noch kein Ende ab. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) äußerte in Bonn die Erwartung auf Vollzug seiner am Sonntag erteilten Weisung zur Einlagerung. Nachdem seine niedersächsische Amtskollegin Monika Griefahn (parteilos) trotz anhaltender Bedenken zusagte, die Weisung zu befolgen, bemühte sich ein von ihr entsandter Unterhändler um friedlichen Abzug der 100-150 Atomenergiegegner vor dem Zwischenlager.

Ihr Staatssekretär Peter Bulle (Grüne) erklärte: „Wir wollen den Abtransport weder überstürzen noch auf die lange Bank schieben, aber auch nicht auf die Atomkraftgegner einknüppeln.“ Töpfer erklärte, daß es sich bei den zehn Kubikmetern schwach aktiven Nuklearabfalls um „keinen Import“ handele, sondern um die Rückführung von Nuklearabfall aus deutschen Kernkraftwerken.

Insgesamt bezifferte er die Atommüllmenge, die im Zuge von Atomschiebereien der inzwischen aufgelösten Hanauer Transportfirma Transnuklear zwischen 1981 und 1987 nach Mol transportiert wurde, dort aber nicht aufgearbeitet werden konnte, auf 700 Kubikmeter.

Unterdessen rechnete die Polizei in Lüchow, auf deren Gelände die drei Container mit Atommüll seit Freitag stehen, für Montag nicht mehr mit dem Abtransport der Behälter. Zwei der Container enthalten Atommüll aus dem Reaktor Stade, der zufällig in den Konvoi aus Mol geraten war. Aus Angst vor einer Strahlengefährdung wurde ein Großteil der Schüler einer Grundschule in Lüchow, die neben dem Container- Abstellplatz liegt, von den Eltern nicht zum Unterricht geschickt.

Das Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg hat den Einlagerstop in Gorleben für den Mol-Container zurückgezogen. dpa