Briefbombe der Baumafia?

■ Zwei Hinweise auf Baubranche im Mordfall Klein/ Klein-Kollegen können sich das »gar nicht vorstellen«/ Weiter Ermittlungen »in alle Richtungen«

Berlin. Über die Hintergründe des Mordes an dem Investorenbetreuer der Senatsbauverwaltung, Hanno Klein, darf weiter gerätselt werden. Unter den neun beim polizeilichen Staatsschutz eingetroffenen Hinweisen sind auch zwei Tips, die auf Urheber in der Baubranche deuten. »Irgendeine besonders heiße Mitteilung« hätten diese Hinweise aber nicht enthalten, sagte Staatsschutzchef Dieter Piete. Klein war am Mittwoch abend einem mit einer Briefbombe verübten Attentat zum Opfer gefallen.

Aufgrund der Zweifel an der Authentizität des am Montag eingetroffenen Bekennerschreibens ermittelt der Staatsschutz nach wie vor »in alle Richtungen«. Im Vordergrund steht für Piete jedoch der Verdacht, »terroristische« Täter hätten den Senatsangestellten ermordet.

Über einen möglichen Racheakt geprellter Investoren oder über Versuche, mit dem Referatsleiter ein Hindernis für die eigenen Vorhaben aus dem Weg zu räumen, war in den letzten Tagen viel spekuliert worden. In der Senatsbauverwaltung kann man sich jedoch »gar nicht vorstellen«, daß »Baumafiosi« hinter dem Anschlag stecken könnten. Klein habe »überhaupt nichts zu genehmigen oder abzulehnen« gehabt, sondern Entscheidungen lediglich vorbereitet, sagten ehemalige Mitarbeiter zur taz. »Wir haben niemand weggeschickt und niemandem etwas versprochen.« Die Entscheidungen habe stets ein fünfköpfiger Staatssekretärsausschuß getroffen.

Kleins Referat habe einigen Investoren allerdings auch nahegelegt, ihre Pläne zu überarbeiten oder einen anderen Standort für ihr Vorhaben zu wählen, räumten die Behördenmitarbeiter ein. So sei einer amerikanischen Gruppe erfolgreich empfohlen worden, ein geplantes Medienzentrum nicht gegenüber der US-Botschaft in der Clara-Zetkin-Straße, sondern am Checkpoint Charlie zu projektieren. Andere Vorhaben, die Kleins Referat propagierte, waren ein Gewerbepark in Marzahn sowie die Idee eines 400 Meter hohen »Tour de l'Infini« im Stadtbezirk Prenzlauer Berg. Nach Plänen des französischen Architekten Jean Nouvel sollte der Turm auf dem Gelände eines Schlachthofs an der Ecke Leninallee/ Storkower Straße errichtet werden.

Es sei jedoch nicht erkennbar, wer durch derartige Pläne geschädigt werden könnte, hieß es in der Bauverwaltung. Auch die in dem Bekennerschreiben erhobenen Vorwürfe, Mieter sollten damit vertrieben werden, seien unbegründet. Das Referat habe lediglich versucht, »Ordnung in das Chaos« zu bringen. Um einen Wildwuchs zu verhindern, habe man stadtverträgliche Standorte für Investitionsvorhaben gesucht. Dies könne nur denjenigen schaden, die »im Chaos ihre Geschäfte besser abwickeln könnten«. hmt