Unsichere Zukunft

■ Die Absage des demokratischen Italien an autoritäre Modelle bringt neue Spannungen

Unsichere Zukunft Die Absage des demokratischen Italien an autoritäre Modelle bringt neue Spannungen

Daß die Italiener derzeit zu den politisch aufgewecktesten Wählern Europas gehören, steht außer Zweifel. Davon zeugte schon vorige Woche der Urnengang zum Wahlrechts-Referendum, allen Boykottaufrufen der Sozialisten und Mafiosi zum Trotz. Untermauert wird dies durch das Erstarken von Bewegungen wie „La Rete“, die den Kampf gegen die Korruption und für eine transparente Politik in Bürgernähe auf ihre Fahnen geschrieben hat; auch die geradezu plebiszitäre Wahl des antimafiosen Ex-Bürgermeisters Orlando in Sizilien steht hierfür — ein einmaliger Rekord.

Italiens BürgerInnen sind der Vettern- und Klientelwirtschaft müde, haben genug von der Selbstbedienung der Parteien aus dem Staatssäckel und der Kungelei der Politiker mit dem kriminellen Untergrund. Vor allem aber sind sie es leid, seit Jahren von einem Teil ihrer Regierenden mit Schaukämpfen traktiert zu werden, die die Hinfälligkeit des alten, demokratischen Systems belegen sollen. Ziel der Aktion: alsbald eine „starke“ Präsidialrepublik zu installieren.

Die große Mehrheit der ItalienerInnen, traditionelle Gefolgsleute der Christdemokraten eingeschlossen, ist sich bewußt geworden, daß mit dem von den Sozialisten und Staatspräsident Cossiga angesteuerten Modell de Gaulle kein einziges der nationalen Probleme gelöst wird, wohl aber eine ganze Anzahl neuer hinzukäme.

Also haben die WählerInnen, dem mit ihren letzten Voten einen Riegel vorzuschieben gesucht. Das ist überaus erfreulich. Gleichzeitig ist jedoch auch klar, daß sich die Vorkämpfer, noch weniger aber die Hinterleute der autoritären Wende in keinster Weise von Referenden oder regionalen Wahlen wie in Sizilien von ihrem Vorhaben abbringen lassen werden. Zudem fehlt trotz des militant-demokratischen Votums eine einigermaßen schlagkräftige Opposition.

Zu fürchten steht jedenfalls, daß die Saat aufgegangen ist, die Präsident Cossiga, eigentlich zum Hüter dieses Staates bestellt, persönlich streute: die Renaissance politischer Gelüste des Militärs und dunkler Zirkel. Seit Cossiga die illegale Geheimstruktur „Gladio“ zur Versammlung von Patrioten ernannte, Putschisten wie den Carabinieri- General De Lorenzo zum „aufrechten Soldaten“ beförderte und sogar Mitglieder der kriminellen rechtsextremistischen Geheimloge „Propaganda 2“ zu „Gentlemen“ erklärte, knallen bei den erprobten Dunkelmännern die Sektkorken. Während sich die Politiker gegenseitig zerfleischen, sind die Clans allzeit bereit, um einzugreifen. Werner Raith, Rom