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Bald Kunstrasen auf giftigem „Kieselrot“?

Bielefeld/Bochum (taz) — Für die Sanierung der mit Dioxin verseuchten Sportplätze — allein in NRW müssen voraussichtlich 200 gesperrte Plätze grundlegend erneuert werden — gibt es offenbar eine risikoarme Zwischenlösung, die das Kicken auf den hochgiftigen Bolzplätzen schon bald wieder möglich machen würde. Der Bielefelder Umweltdezernent, Uwe Lahl, einst von den Grünen in der ostwestfälischen Stadt ins Amt gehievt, hält den Bodenaustausch mittelfristig für kaum durchführbar und plädiert stattdessen für die vorübergehende „Versiegelung“ der betroffenen Plätze. Ausgestattet mit einer „zusätzlichen Kunststoffrasen-Auflage“ könnten die Pätze, die mit der hochgradig dioxinverseuchten Kupferschlacke „Kieselrot“ gebaut worden sind, dann bis zur endgültigen Sanierung sogar wieder bespielt werden.

Die Ablagerung der hochbelasteten Asche erscheint Lahl — unabhängig vom ohnehin nicht ausreichend vorhandenen Deponieraum — auch „gesamtökologisch wenig sinnvoll“. Lahl favorisiert eine spätere thermische Behandlung nach dem sogenannten „Hagenmaier Verfahren“, das sich zur Zeit aber noch in der technischen Erprobungsphase befindet. Dabei wird das mit Dioxinen und Furanen belastete Material bei Temperaturen zwischen 350 und 450 Grad Celsius in einer luftdicht abgeschlossenen Trommel behandelt. Hierbei, so Lahl, „zersetzen sich die Dioxine und Furane größtenteils zu mineralischen Endprodukten“. Am Ende soll über diese Behandlung die mit bis zu 100.000 Nanogramm pro Kilo verseuchte Kieselrotasche höchtens noch eine Belastung von „deutlich unter“ 100 Nanogramm aufweisen. Lahl erwartet, daß das entsprechende Verfahren „in einigen Jahren verfügbar“ ist.

Im gesamten Bundesgebiet sind bisher circa 800 Verdachtsflächen bekannt. Etwa 1,7 Millionen Kubikmeter der verbauten Kieselrotasche sollen mit mehr als 10.000 Nanogramm Dioxin pro Kilo belastet sein. Eine Bund-Länder-Kommission der Umweltminister will Ende Juni Sanierungsvorschläge vorlegen. Walter Jakobs

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