: Erfolg gegen Schering
■ Skandalöse Lohndiskriminierungen im japanischen Tochterunternehmen endlich abgeschafft
Berlin (taz) — Kyoto Nishimura und Sumie Fukuda, Beschäftigte bei Nihon Schering KK, haben einen Erfolg gegen die japanische Tochterfirma des Berliner Schering-Konzerns errungen. Sie werden von Nihon Schering KK in Osaka endlich eine Entschädigung für jahrelange Lohndiskriminierung erhalten, mit der sie einst wegen schwangerschafts- und krankeitsbedingter Fehlzeiten diszipliniert werden sollten. Im November hatten die beiden Frauen zusammen mit einer Delegation ihrer Gewerkschaft bei der Berliner Konzernzentrale gegen die skandalösen Praktiken der Schering- Tochter protestiert (taz vom 28.11.1990).
Jetzt hat der Konzern, nach jahrelangem Rechtsstreit, offensichtlich eingelenkt und einem Vergleich des Tokioter Distriktgerichts zugestimmt. Danach sollen alle Diskriminierungen eingestellt und auch rückwirkend eine Entschädigung an die betroffenen Frauen gezahlt werden. Außerdem hat sich die Nihon Schering KK nach Informationen der taz verpflichtet, der bisher mit allen Mitteln bekämpften Betriebsgewerkschaft in Zukunft Räume und Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen und alle diskriminierenden Maßnahmen gegen deren Mitglieder, etwa Benachteiligungen bei Beförderungen, einzustellen. Die japanischen Gewerkschafter sehen dies als Erfolg ihrer Deutschlandreise an. Sie gehen davon aus, daß die Schering-Zentrale auf Grund des öffentlichen Aufsehens und wegen zahlreicher Proteste mäßigend auf das Management der japanischen Tochter eingewirkt hat.
Die Schering-Tochter hatte von 1976 bis 1982 alle Beschäftigten, die eine Fehlzeit von mehr als 20 Prozent im Jahr aufwiesen, von den jährlichen Lohnerhöhungen ausgenommen, um die Abwesenheitsquote der 1.100 Beschäftigten zu senken. Als Fehlzeiten wurden nicht nur normale Krankheiten angerechnet, sondern auch der Jahresurlaub, Schwangerschaftsurlaube und berufsbedingte Krankheiten. Insbesondere Frauen konnten die sogenannte „80-Prozent-Klausel“ gar nicht erfüllen. Die Folge der vorenthaltenen Lohnerhöhung war eine anwachsende Lohndiskriminierung. Martin Kempe
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