piwik no script img

Wenig Tec auf der BremTec

■ Viele Fotos, kaum Geschäfte auf der Bremer Messe / Große Aussteller fehlen

Im sechsten Jahr ihres Bestehens findet die „BremTec“, die „Nordwestdeutsche Messe für Technologie und Wissenschaft“ nicht mehr im Zelt an der Universität, sondern unter dem festem Dach der Bremer Stadthalle statt. Die BremTec habe sich „vom Pionierdasein zu einer festgefügten Institution gemausert“, freute sich Uni-Rektor Jürgen Timm deshalb gestern nachmittag bei der Eröffnung. Viele ehemalige Aussteller der zeltenden BremTec teilen diese Freude jedoch nicht und sind in diesem Jahr gar nicht mehr gekommen.

Mit 230 Ausstellern gegenüber 240 im vergangenen Jahr setze die Bremer High-Tech-Messe ihre „erfreuliche Entwicklung fort“, hatte Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer noch am Montag erklärt. Doch in der Stadthalle ist davon wenig zu sehen. Die angeblich 230 Aussteller bringen es zusammen lediglich auf 67 Stände. Zwar sind an manchem kleinen Stand bis zu acht Namen zu lesen — zu sehen ist jedoch kaum etwas. Und das liegt vor allem am Fernbleiben der großen Firmen.

Mercedes Benz, AEG, Siemens und Krupp-Atlas-Elektronik (KAE), die in vergangenen Jahren mit publikumswirksamen Präsentationen auf der BremTec vertreten waren, sind in diesem Jahr nicht mehr wiedergekommen. Nur die — finanziell direkt vom Senat abhängige — Vulkan- Werft kam um die BremTec nicht herum, zeigt an ihrem kahlen Stand jedoch lediglich ein Video. Technisches Gerät ist nicht zu sehen.

„Die BremTec ist für uns zu dürftig“, begründet zum Beispiel Siemens-Sprecherin Lindner, warum der Großkonzern diesmal nicht dabei ist, „unsere Teilnahme hat sich nicht gerechnet“. Und auch ihr Kollege Brandes, Sprecher von KAE, faßt die frühere BremTec-Beteiligung so zusammen: „Außer Spesen nichts

High-Tech auf der BremTec: Schrauben und FlimmernFoto: Sabine Heddinga

gewesen.“ Bremen fehle es noch an dem richtigen Messekonzept.

Zwar schmückt sich auch der diesjährige BremTec-Katalog mit dem Namen des Elektronik- und Rüstungsunternehmens KAE, an dem angegebenen Stand stellt jedoch das „Forschungszentrum Geesthacht“ Fotos des Nordsee- Überwachungssystems „Mermaid“ aus. Nur im Kleingedruckten findet sich dort der Hinweis: „Partner: Krupp-Atlas-Elektronik.“ Ein Ansprechpartner oder gar ein Gerät des Bremer Unternehmens findet sich jedoch nicht.

Der größte Teil der BremTec- Aussteller sind Institute von Universitäten und Hochschulen. Sie müssen die Kosten der Messeteilnahme nicht mit ihrem wirtschaftlichen Erfolg vergleichen, sondern verbuchen sie einfach als Öffentlichkeitsarbeit. Gleiches gilt auch für die Gemeinschaftsstände Kanadas und der nordniederländischen Provinz Groningen. Auch hier steht die Imagepflege

vor der konkreten Hoffnung auf einen erfolgreichen Geschäftsabschluß.

Weniger locker sehen die — nur in einer Minderheit vertretenen - kleinen und mittleren Unternehmen den Sinn ihrer BremTec- Teilnahme. „Natürlich muß da etwas für uns herausspringen. Aber damit ist bei diesem Umfeld wohl kaum zu rechnen“, heißt es zum Beispiel schon am ersten Tag am Stand des mittelständischen Herstellers von Kunststoffteilen, Grashorn aus Wildeshausen. Abwasserspezialist GSA aus Stuhr ist trotz schlechter Erfahrungen im letzten Jahr noch einmal wiedergekommen. „Für uns war der Standort Stadthalle ganz wich

tig“, sagt Geschäftsführer Schmied, „aber noch immer wird viel zu wenig für die Werbung getan.“ Die GSA hat deshalb auf eigene Kosten Einladungen und Freikarten an potentielle Geschäftspartner verschickt.

Zufrieden zeigt sich dagegen der Drei-Mann-Betrieb DN- Meßtechnik aus Norderstedt. „Für uns hat sich die Teilnahme im letzten Jahr gelohnt“, heißt es am Messestand, „wir haben damals einen Großauftrag über 130.000 Mark für Erosionsforschung in Brandenburg mit nach Hause genommen.“ Ase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen