: Teerhof-Brücke war leeres Versprechen
■ Keine Fertigstellung bis Juli 1992 / Regreßansprüche der Teerhof-GmbH drohen
„Wenn die Brücke nicht bis zum 1.7.1992 fertig ist, werden wir einen guten Teil des Kaufpreises nicht bezahlen“, drohte Werner Schorling, Geschäftsführer der Teerhof-Gesellschaft, am vergangenen Dienstagabend vor dem Beirat Neustadt.
Er hatte die Ohren gespitzt, als Manfred Nolte vom Amt für Straßen — und Brückenbau berichtete, der verbindliche Termin für die Fertigstellung der Fußgängerbrücke zwischen Weserinsel und Altstadt sei „nicht erfüllbar“. Ein Ruck ging durch den Beirat. Nicht nur der Teerhof-Geschäftsführer, auch die Kommunalparlamentarier fühlten sich an der Nase herumgeführt. „Wir hatten vom Bausenator die Zusage, daß in diesem Mai schon mit dem Bau begonnen werden sollte“, schimpfte Ortsamtsleiter Klaus Rosebrock.
Manfred Nolte zuckte nur hilflos mit den Schultern. Die starke zeitliche Verzögerung sei wegen erheblicher Auflagen der Wasser- und Schiffahrts-Direktion und des Bundesamtes für Wasserbau in Karlsruhe entstanden. Herumgetüftelt hätten die Konstrukteure an der Auflage, eine Durchfahrtshöhe von 9,50 Meter für Weserschiffe freizulassen und gleichzeitig den Neigungswinkel nicht steiler als acht Grad anzusetzen. „Acht Grad sind für einen Rollstuhlfahrer das Äußerste,
Über die Weser sollte eine Brücke die Fußgänger zum Teerhof locken...Foto: Sabine Heddinga
was er überwinden kann“, erklärte Nolte. Die Konsequenz: Die Brücke wird, wenn sie höher angelegt werden muß, gleichzeitig länger.
Ein weiteres Problem: Die Brücke soll auf der Schlachte- Seite auf einem einzelnen Pfeiler ruhen. Der muß gegen leichte Stöße vorbeifahrender Schiffe statisch ausgerichtet sein. Ein entsprechendes Gutachten des Bundesamtes für Wasserbau trudelte erst in den letzten Wochen
hier bitte das foto
mit dem fluß
beim Bausenator ein.
„Schlamperei in der Planung“ warfen die Beiratsmitglieder dem Brückenplaner vor, Trödeligkeit und schließlich mutwilliges Unterlaufen der hochgesteckten Brückenpläne. „Warum sind denn die Auflagen erst jetzt bekannt geworden“, wollte das grüne Beiratsmitglied Klaus Adam wisssen. Der Bausenator habe eigens einen Architekten- Wettbewerb für die Brücke ausgerichtet, da hätte man die authentischen Konstruktionsauflagen nennen müssen. Jürgen Zepernick (SPD) vermutete, daß „der Beirat hier über den Tisch gezogen werden soll“.
Völlig offen sind neben den statischen Fragen auch die Gestaltungsfragen. Wie soll der Brückenkopf an der Schlachte aussehen, wie der Platz auf dem Teerhof, auf dem die Brücke münden soll? Wie sollen die Höhenunterschiede ohne Treppen überwunden werden?
„Da sind noch einige Probleme abzuarbeiten“, räumte gestern
der Staatsrat beim Senator für das Bauwesen, Manfred Osthaus, ein. Mit den Konstruktionen für die richtige Durchfahrtshöhe und dem Gutachten für die Stärke des Pfeilers seien aber die Hauptprobleme gelöst.
Osthaus bestätigte, daß die Brücke Teil des Kaufvertrages zwischen der Stadtgemeinde Bremen und der Teerhof-Gesellschaft sei, aber „einen festen Termin zur Fertigstellung gibt es meines Wissens nicht.“
Der Beirat hat für seine nächste Sitzung im August noch einmal das Thema Brücke auf die Tagesordnung gesetzt. Bis dahin soll der Bausenator konkrete Planungen vorlegen, mit Terminen und genauen Konstruktionsplänen.Nach Osthaus' Schätzung wird die Brücke etwa sechs Millionen Mark kosten. Auf einen festen Fertigstellungstermin wollte er sich gestern nicht einlassen. „In einer Behörde ist es mit den Terminen wie im Leben: „Es kommen immer neue“, meinte der Staatsrat. Markus Daschner
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