: Chemieriese Bayer in der Flaute
■ Umsatz und Ertrag sinken/ Konzernchef Strenger kritisiert die Abwasserabgaben
Köln (dpa/taz) — Der Chemiekonzern Bayer befindet sich weiter in der Flaute. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres stieg der Umsatz im Vergleich zur entsprechenden Vorjahreszeit bloß durch die Neuerwerbung Polysar Rubber (USA) um ein Prozent auf 18,42 Milliarden DM. Ohne den Firmenkauf sei das Geschäft aber um zwei Prozent zurückgegangen, sagte Konzernchef Hermann Josef Strenger gestern auf der von 15.000 AktionärInnen und Pensionären besuchten Hauptversammlung in Köln. Für das gesamte Jahr ist Strenger optimistischer. Der gestiegene Dollarkurs und der nach dem Golfkrieg gesunkene Ölpreis sorgten für eine Verbesserung des Ergebnisses von außen, allerdings müsse die Beschäftigtenzahl zurückgehen.
Bereits zum zehnten Mal nutzten die „Kritischen Bayer-AktionärInnen“ gestern das Aktienrecht, das jeder AktienbesitzerIn Rederecht auf der Hauptversammlung gestattet, um die Konzernstrategie zu kritisieren. Vor allem in der Dritten Welt würden die bundesdeutschen Arbeitsschutzstandards nicht eingehalten. In Brasilien und Peru zahle Bayer Löhne unterhalb des Existenzminimums; in Südafrika litten die Beschäftigten unter schweren Gesundheitsbeeinträchtigungen. Als weltweit zweitgrößter Pestizid-Produzent habe der Multi die Verseuchung von Flüssen, Meeren und Böden zu verantworten.
Strenger lobte demgegenüber die Umweltschutzanstrengungen des Konzerns und kritisierte gleichzeitig die 40 Millionen Mark Abwasserabgaben, welche die Leverkusener an den Staat abführen müßten: „Jede Mark, die wir abführen müssen, fehlt uns bei Umweltschutzinvestitionen.“ 1990 hatte der Bayer-Konzern nach sieben fetten Jahren mit immer neuen Rekorden einen Gewinnrückgang um 10,1 Prozent auf 1,9 Milliarden DM verbucht. Mit rund 170.000 Beschäftigten setzte der Konzern weltweit 41,6 Milliarden DM (minus 3,8 Prozent) um. Die 375.000 Bayer-AktionärInnen sollen für 1990 dennoch eine unveränderte Dividende von 13 DM je 50-DM-Aktie erhalten. Hubert Ostendorf
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