: Kein Havel-Badevergnügen
■ Pack die Badehose ein.../ Das Havel-Naß ist kein Vergnügen mehr/ Potsdamer Magistrat verhängt nach Expertenurteil Badeverbote
Potsdam. Wenn schon das Wetter nicht mehr mitspielt, so bleibt einem noch das Badevergnügen. Aber auch damit sieht es immer schlechter aus. Wer heute in „freier Wildbahn“ einen klaren Fluß oder See sucht, der sucht mitunter vergebens. Auch für die Angler ist das Petri Heil verbunden mit dem Risiko, sich beim Verzehren der Beute eine Fischvergiftung einzufangen. Im jetzigen Jahrtausend wird ein ungetrübtes Baden zumindest in der Potsdamer Havel nicht mehr möglich sein. Zu diesem getrübten Ergebnis kamen Experten nach Abschluß von Untersuchungen in dieser Woche. Der Magistrat von Potsdam sah sich deshalb gezwungen, ein generelles Badeverbot besonders für den Tiefen See, den Templiner See, den Jungfernsee, die Neustädter Havelbucht sowie für den Aradosee, den Bornstedter See und für die Nuthe auszusprechen.
Die Havel, die Potsdam von Nordost nach Südwest durchfließt, bringt den überwiegenden Anteil der belastenden Stoffe bereits mit in die Stadt. So münden beispielsweise die Abläufe der vier großen Klärwerke, die die Berliner Abwässer reinigen, in den Teltowkanal. Aus Ruhleben, Marienfelde, Stahnsdorf und Waßmannsdorf gelangen über den Kanal die unerwünschten Substanzen, die das Baden verleiden, in die Havel. Der Kleine und der Große Wannsee werden durch eine Druckleitung umgangen und sind dadurch wesentlich weniger belastet. Auch die Nuthe, die unterhalb der Potsdamer Humboldtbrücke in die Havel mündet, trägt mit zur Verschmutzung bei. Mit ihrem Wasser führt sie organische Substanzen aus der Landwirtschaft bei Saarmund und nach Niederschlägen unterschiedlich belastetes Regenwasser mit sich. Mit einer vierten Reinigungsstufe in den Klärwerken und zusätzlichen Bodenfiltern als Nachbehandlung könnte nach mehreren Jahren Bauzeit eine Verbesserung der Havelwasserqualität erreicht werden, schätzen die Experten ein. Der Potsdamer Magistrat läßt die Situation an der Havel laufend weiter beobachten. Etwas Optimismus versprüht Umweltstadträtin Ute Platzeck: Sie erwartet, daß günstigere Befunde die Aufhebung des Badeverbots zu einem früheren Zeitpunkt als zur Jahrtausendwende ermöglichen könnten. Die Freibäder Templin und Babelsberg bleiben zum Sonnenbaden geöffnet. abc/adn
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