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Sachsens Transporträder drehen sich wieder

■ Streik nach Tarifeinigung ausgesetzt/ 40-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich/ Durchbruch nach 30 Stunden Marathonsitzung

Dresden. Nach knapp einwöchigem Streik rollt der Transportverkehr wieder auf Sachsens Straßen. Nach der Tarifeinigung für das private Transportgewerbe setzten die 10.000 Beschäftigten ihren Streik am Samstag aus. Er hatte fast den gesamten Güter- und Personenüberlandverkehr in Sachsen lahmgelegt. Bis heute wollen die Kraftfahrer in einer Urabstimmung über die Annahme des Kompromisses entscheiden, teilt die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in Dresden mit.

Nach einer Marathonsitzung von mehr als 30 Stunden hatten sich ÖTV und Arbeitgeber erst am Samstag früh auf die Einführung der 40-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich geeinigt. Der Tarifabschluß sichert den Transportarbeitern außerdem die Anhebung ihrer Einkommen auf durchschnittlich etwa 60 Prozent des Westniveaus zu.

Der sächsische ÖTV-Landesvorsitzende Manfred Kanzleiter unterstrich aber, daß wegen der großen Bandbreite der Einzelregelungen ein direkter Vergleich unzulässig sei. So seien für die Busfahrer deutlich höhere Einkommensverbesserungen erzielt worden. Andere Berufsgruppen lägen darunter.

Die Verhandlungsführer der ÖTV und des Arbeitgeberverbands, Eike Eulen und Lothar Meyer, sagten, die Tarifparteien hätten außerdem die Anerkennung der Besitzstandsregelung vereinbart. Diese garantiere den Arbeitern weiter alle bisherigen Lohn- und sonstigen Ansprüche auch dann, wenn sie über dem tariflich vereinbarten Mindestniveau lägen.

Zusätzlich zum vollen Lohnausgleich werde es für alle gewerblichen Arbeitnehmer in den treuhandverwalteten Firmen eine Zulage von 30 Pfennig je Stunde zum 1. Juli und von 40 Pfennig ab 1. Februar 1992 geben, kündigte Eulen an.

Als Grundurlaub wurden 20 Tage vereinbart. Zusätzlich gibt es zwei Tage Urlaub bei fünf Jahren und drei Tage bei zehn Jahren Betriebszugehörigkeit. Überdies seien „in Ansätzen“ Zuschläge wie ein Urlaubsgeld ausgehandelt worden, sagte ÖTV- Chef Wolfgang Kanzleiter.

Der Kompromiß kam am Samstag früh gegen 1.30 Uhr nach mehr als 30stündigen Verhandlungen zustande. Der unmittelbar danach beendete Streik hatte fünf volle Tage gedauert und war nach übereinstimmenden Aussagen der ÖTV- und der Arbeitgeberfunktionäre der längste und beteiligungsstärkste Ausstand im Transportgewerbe eines ganzen Bundeslandes seit Kriegsende.

Der von Straßenblockaden und Demonstrationen begleitete Arbeitskampf hatte den gesamten Güter- und Personenüberlandverkehr in Sachsen lahmgelegt.

Der wirtschaftliche Schaden für die Betriebe geht nach Arbeitgeberangaben in die Millionen.

Der Unterhändler der Treuhandanstalt, Karl Heinz Nagel, bezeichnete den Streik als sinnlos und fügte hinzu: „Ein Kompromiß in dieser Form hätte auch ohne die Kampfmaßnahmen zustande kommen können.“ Kanzleiter würdigte vor allem, daß mit dem neuen Tarifvertrag endlich Rechtssicherheit für die Beschäftigten erreicht worden sei. Die Tarifvereinbarung werde zum 1. Juli in Kraft treten und den alten Rahmenkollektivvertrag zwischen der Einheitsgewerkschaft FDGB und dem DDR-Verkehrsministerium endgültig ablösen. ap

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