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Verkorkste Argumentationen-betr.: "Woche für das Leben" von Götz Aly, taz vom 17.6.91, "Die Kirche und die Frauen" von Helga Lukoschat, taz vom 20.6.91

betr.: „Woche für das Leben“ von Götz Aly, taz vom 17.6.91, „Die Kirche und die Frauen“ von Helga Lukoschat, taz vom 20.6.91

[...] Nachdem Götz Aly in seriösem Stil sich mit der ersten Woche für das Leben auseinandersetzte und die katholische Kirche dabei in ungewohnt wohlwollendem Tenor behandelt wurde, kommt drei Tage später Helga Lukoschats Verriß (der Aktionswoche nebst veranstaltender Kirche).

Darin hantiert sie mit Argumenten, als hätte nicht drei Tage zuvor Götz Aly deren brüchigen Untergrund analysiert. Beispiel: Nach Götz Aly steht der geschlossenen, aber stringenten Ethik der Kirche die in sich wiedersprüchliche Moral des linken, liberalen und laizistischen Lagers gegenüber. Dabei vorgebrachte Argumente gegen das kohärente System ethischer Normen der Kirche sind aber dann ideologisch und inkonsistent, wenn der individuelle Utilitarismus auch nur an einem Punkt akzeptiert ist. Soweit in erstaunlich präziser Sprache Götz Aly.

Helga Lukoschat nun benennt verschiedene Meinungen zum Beginn des menschlichen Lebens und erspart sich weiteres Nachdenken darüber mit dem Indikativ: „Es gibt hier keine Gewißheit, es gibt hier keinen Konsens.“ Als eine Folge der Fortplanzungsmedizin und der Embryonenexperimente mit nicht abschätzbarem Ausgang sieht sie die Veränderung des Menschen — als Gattung und als einzelnen, und lehnt sie deshalb zu recht ab.

Das Experiment am einzelnen Embriyo mit dem erklärten Ziel der Abtötung aber „produziert keine weiteren Folgen, ...und schädigt niemanden.“ Allerdings zieht die Frau, die eine Abtreibung vornimmt, einen Nutzen daraus. Das ist zumindest der logische Schluß aus der Aussage: „...sie zieht keinen darüber hinausgehenden Nutzen daraus...“

Vielleicht hätte Götz Aly weniger Fremdworte verwenden sollen und statt Utilitarismus Nützlichkeitsdenken im Text zu lesen gegeben. Ich bin aber nicht sicher, ob es die Kollegin Lukoschat abgehalten hätte, ihren von populistischen Allgemeinplätzen logischen Sprüngen und letztlich ideologisch begründeten Vorurteilen gezeichneten Beitrag zu verfassen. Peinlich empfinde ich die Leugnung des Menschseins des Embryos — das ist jedoch die Voraussetzung, um aus dem Abbruch des Prozesses, aus dem ein Kind (Mensch?) hätte entstehen können, einen gewissen Nutzen ziehen zu können. Mich erinnert das an Diskussionen mit Staatsvertretern der DDR seinerzeit, die die Voraussetzungen ihrer verkorksten Argumentationen entgegen aller vernünftigen Erkenntnis nie in Frage stellen ließen, weil, wie es so schön heißt, nicht sein kann, was nicht sein darf. Denn was wäre, wenn ein Embryo doch schon ein Mensch ist, Frau Lukoschat? [...] Bernward Credo, Kefferhausen

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