Nach Manhattan kommt jetzt Berlin

■ Die Japaner kommen nun auch nach Berlin: Die Sony Corporation kauft ein 31.000 Quadratmeter großes Gelände am Potsdamer Platz/ Heute wird der Vertrag zwischen Senat und HiFi-Gigant unterschrieben/ Sony übernimmt Filmhaus Esplanade

Berlin. Nach dem umstrittenen Grundstücksgeschäft mit Daimler- Benz wechselt heute ein weiteres senatseigenes Areal am Potsdamer Platz in private Hände. Die japanische Sony Corporation übernimmt ein 31.000 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Potsdamer, Entlastungs- und Bellevuestraße. Vertreter der Senatsfinanzverwaltung und zwei Sony-Manager werden den Kaufvertrag über das sogenannte »Esplanade-Dreieck« am heutigen frühen Nachmittag in Berlin unterschreiben. Das bestätigten gestern Sprecher von Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) und der deutschen Sony-Zentrale in Köln.

Über den Kaufpreis wollte die Senatsfinanzverwaltung gestern keine Angaben machen. Sprecher Thomas Butz deutete lediglich an, daß der Quadratmeterpreis höher sei als im Fall von Daimler-Benz. Der Stuttgarter Konzern mußte im letzten August nur 1.505 Mark pro Quadratmeter bezahlen. Nach den Worten von Butz plant Sony auf dem Grundstück die Ansiedlung seines Europa- Hauptquartiers und seiner Deutschland-Zentrale sowie weiterer Firmenfunktionen. Das ehemalige Hotel Esplanade, das nach den Plänen des Senats künftig ein Filmhaus beherbergen soll, wird auch an Sony verkauft. Der Konzern habe sich bereit erklärt, die Baukosten für das Filmzentrum von 40 Millionen Mark zu übernehmen, hob ein Sprecher von Kultursenator Ulrich Roloff- Momin hervor. Der Senator sei über diese Zusage »sehr erfreut und glücklich«. Es sei vertraglich »gesichert«, daß das Filmhaus 1995 eröffnet werden könne. Zu den Nutzern des Zentrums sollen die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) mit Ausbildungsstudios und die Stiftung Deutsche Kinemathek mit ihrem Filmmuseum gehören. Ihre Miete werde an die Entwicklung der Lebenshaltungskosten gekoppelt.

Die neue Sony-Zentrale soll daneben Platz für Büros, Restaurants und Einzelhandelsgeschäfte bieten. »Gegebenfalls«, so Pieroth-Sprecher Butz, kämen auch ein Hotel und Wohnungen hinzu. Der Baubeginn sei noch ungeklärt. Zunächst müsse der städtebauliche Ideenwettbewerb für das Gebiet um den Potsdamer und Leipziger Platz abgeschlossen werden. Ein weiterer Architektenwettbewerb werde dann die Einzelheiten klären. Der erste Bauabschnitt könne auf jeden Fall »vor der Jahrtausendwende« eröffnet werden.

Zurückhaltender äußerte sich gestern die Sony-Zentrale in Köln. Beschlossen sei bisher lediglich der Umzug des Europa-Hauptquartiers mit 200 Mitarbeitern, sagte ein Sony- Sprecher zur taz. Die Deutschland- Zentrale mit etwa 500 Beschäftigten werde in Köln bleiben. Er wies darauf hin, daß am alten Standort in Köln noch in diesem September ein neues Logistik-Zentrum eröffnet werde. Die Pläne für einen zusätzlichen Erweiterungsbau lägen bereits »in der Schublade«. Es sei zwar »nicht ausgeschlossen«, daß einzelne Funktionen des Deutschland-Hauptquartiers nach Berlin verlagert würden, an einen kompletten Ortswechsel sei jedoch nicht zu denken.

Mit der Sony-Transaktion ist die gesamte westliche Hälfte des Potsdamer Platzes in privaten Händen. Ein 61.000-Quadratmeter-Areal südlich des Esplanade-Dreiecks verkaufte der Senat an Daimler-Benz. Das nördlich der Bellevuestraße gelegene Lenné-Dreieck gehörte zum größten Teil bereits vor dem Krieg dem Hertie-Konzern, der dort jetzt eine Verwaltungszentrale plant. hmt