: Männer-Gönner-Worte
■ »Die Sprachen des Theaters und die Frauen« begann mit falscher Grammatik
Am Mittwoch abend begann im Maxim Gorki Theater das von der Arbeitsgruppe »Frauen im Theater« (FiT) innerhalb der »Dramaturgischen Gesellschaft« veranstaltete Symposion Die Sprachen des Theaters und die Frauen. Im Gegensatz zum Hausherrn des Maxim Gorki Theaters, Klaus Pierwoß, der nicht nur alle Journalisten einlud, sondern auch ankündigte, Kultursenator Ulrich Roloff-Momin werde nur die »Teilnehmer und Gäste« begrüßen, machte die Nachrichtenagentur 'adn‘ immerhin einige Frauen bei der Eröffnungsveranstaltung aus. So begrüßte der Senator laut 'adn‘ immerhin schon »die Teilnehmerinnen«. Des Senators Wunsch, diese erste Veranstaltung ihrer Art könne dazu beitragen, »männliche Strukturen« aufzubrechen, ging hinsichtlich der prompten grammatikalischen Geschlechtsumwandlung des Publikums prompt in Erfüllung. Oder?
Aber nach jeder Revolution breitet sich bekanntlich erst einmal Chaos aus. Die Agentur 'adn‘, die gerade die Vorreiterinnenrolle hinsichtlich des korrekten Verhältnisses von Sprache und Biologie eingenommen hatte, fährt nämlich fort: Der Senator, habe unter dem Beifall der »zumeist weiblichen Zuhörer« behauptet, er wolle auch gern eine kompetente Frau auf einen »vakanten Intendantenposten berufen. Die Sprache des Senators und die Frauen: verwirrend.
Was oder wie sind »zumeist weibliche Zuhörer«. Sind das Männer, die mehr als 12 Stunden (also »zumeist«) Frauen sind, zumindest aber, solange sie irgendwem zuhören? Also quasi Part-Time-Transvestiten im Publikumseinsatz? Sind diese Zuhörer (weiblich) verwandt mit Zuhörerinnen (männlich)?
Ferner fragt sich die Redakteurin in ihrer babylonischen Geschlechterverwirrung: Was macht eine Frau auf einem vakanten Intendantenposten? Schließlich ist ein Intendantenposten solange vakant, wie kein Intendant drauf sitzt. Wie aber soll eine Frau, auch wenn sie noch so »kompetent« ist, jemals »Intendant« werden? Ein solcher muß bekanntlich, kompetent oder nicht, per logischer Definition zuallererst Mann sein. Eine Frau auf dem Intendantenstuhl wäre also vielleicht physisch da, aber logisch nicht da.
Aber eigentlich wußten wir das ja schon. Riedle
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