: Der Mensch als Problem
Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht über beißende, scheißende oder anderweitig negativ aufgefallene Köter informiert werden. Das nervt die Hundebesitzer. Nachdem es lange geheißen hat, des Menschen bester Freund werde in Deutschland besser behandelt als die meisten Kinder, will man ihn jetzt zwangsweise anleinen, ihm einen Maulkorb verpassen und ihn höher besteuern. Das nervt die Hundebesitzer noch mehr.
Vertreter Kölner Rassehunde- Klubs beklagen inzwischen einen „rechtsradikalen Kurs gegen Hunde“, ein „Feindbild Hund“. Wie oft der Hund sich am falschen Platze erleichtert, wie oft er Kinder beißt oder Radfahrer jagt, wird heute oft genau gemeldet — viel zu genau, meinen Hundebesitzer. Ihre Argumente pro Hund sind längst bekannt. Jederman weiß, daß die meisten Hunde von Natur aus nicht aggressiv sind, sondern vom Menschen dazu gemacht werden. Und wenn Tierärztin Renate Podehl-Sautner, die sich mit der Psychologie des Hundes beschäftigt, eine Anleinpflicht für schlecht hält, „denn ein Tier, dem der freie Auslauf fehlt, ist frustiert“, so können wir nur zustimmend nicken. Sehen wir Großstädter doch täglich diese netten Frauchen mit ihren völlig verfetteten Dackeln, die ihren Hängebauch übers Trottoir schleppen — die armen Viecher auch noch anzuleinen wäre wirklich grausam. Auch hier gilt natürlich: Das Problem ist der Mensch! Selbstverständlich bringen wir hundelosen Bürger auch jede Menge Verständnis für Hundehalter auf, die ihre Tölen ganz ungeniert in Fußgängerzonen, auf Gehwegen, Liegewiesen oder Spielplätzen die stinkenden Haufen pflanzen lassen. Sie können ja nun wirklich nicht ihren Lieblingen auch noch den Arsch abputzen. Aber nerven tun uns die vollgekoteten Städte schon.
Wenn also klar ist, daß der Mensch und nicht der Hund das Problem ist, dann sollte ganz schnell etwas gegen diese Menschen unternommen werden. Eine Art Führerschein für Hunde wäre vielleicht eine ganz nützliche Sache. Ein mehrmonatiger Kurs, den jeder zukünftige Hundebesitzer besuchen muß, wo er alles über artgerechte Haltung und Umgang lernt, und wo er eine Prüfung ablegen muß, bevor er sich ein Tier anschafft. Dafür bekommt er dann seinen Hundeführerschein. Und ähnlich der Flensburger Verkehrssünderkartei gibt's Minuspunkte für kleine und große Sünden. Zum Beispiel 3 Punkte für den Haufen auf dem Bürgersteig, 5 Punkte für Radfahrerjagen und beim Zubeißen werden Führerschein und Hund sofort entzogen. Karl Wegmann
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