: Der große Regen kommt erst noch
■ Geben Sie die Hoffnung nicht auf: Juli und August sind die regenstärksten Monate
Original und FälschungFoto: Tristan Vankann
Die Statistik läßt sich nicht belügen. Wenn Sie subjektiv das Gefühl haben sollten, es regne derzeit viel in Bremen, dann täuschen Sie sich. Die ewige Statistik über Bremer Niederschläge zwischen 1931 und 1970 sagt ganz klar: Am meisten regnet es erst im Juli und August. Also: Kopf nicht hängen lassen, der große Regen kommt erst noch.
Glauben Sie nur nicht, daß die 92,7 Liter Regen etwas Besonderes sind, die der Deutsche Wetterdienst am Flughafen Bremen bis gestern morgen 7.30 Uhr für den Monat Juni gemessen hat! Da
verweisen wir nämlich beispielsweise nur kurz einmal auf das Jahr 1933, wo im Juni in Bremen sogar 131,1 Liter Regen gefallen sind.
Niederschlag, so definieren es die Wetterfrösche, sind „freischwebende Wassertröpfchen“, die durch chemische Prozesse in der Atmosphäre bis zu 50 Mikrometer Durchmesser heranwachsen und dann zu schwer werden und auf die Erde fallen. Unterwegs werden Sie natürlich immer größer, und was Sie als leichtes Plätschergeräusch im Hintergrund wahrnehmen, ist in Wirklichkeit das millionenfache bru
tale Aufschlagen unschuldiger Wassertropfen, die an der Erdoberfläche zerplatzen. Ironie des Schicksals: Der Frühlingsmonat März ist, wenn alles sprießt und gießt, in Bremen der regenärmste Monat mit statistisch festgehaltenen 43 Litern pro Quadratmetern.
Was uns in den kommenden Wochen noch an freischwebenden Wassertröpfchen in die Quere kommt, auch darüber gibt die ewige Bremer Regenstatistik Auskunft. Im Mittelwert der letzten 40 Jahre liegt der statistische Durchschnittsregen bei 89,3 Liter pro Quadratmeter im Juli, im August fällt die Regen-Leistungskurve etwas ab auf 78,6 Liter. Mit etwas Glück und vorausgesetzt, das Wetter spielt mit, läßt sich der Durchschnitt in diesem Jahr doch noch etwas verbessern. Im Jahr 1942 brachten es Bremer Regentropfen auf 170,9 Litern pro Quadratmeter. Ein Rekord, der in der Regengeschichte dieser Stadt förmlich danach schreit, gebrochen zu werden.
Nur knapp unter dem Spitzenergebnis des Rekordjuli 1942 liegt das des Augustes 1960. Für diesen Wonnemonat gilt es freischwebende Wassertröpfchen in einer Menge größer als 167,7 Liter pro Quadratmeter zu überbieten. Mißt man den derzeitigen Juniwert im Vergleich zu seinem statistischen Mittelwert von 59,5 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, so ergibt sich eine Steigerungsrate für 1991 von 155,7 Prozent. Bei gleichbleibender Tendenz erwarten wir für Juli 138 Liter und für August 121 Liter Niederschlag. Frohe Ferien!
Glauben Sie nun nur nicht, daß wir in Bremen in einem Regenloch hausen. Statistisch gesehen gingen hier 1989 712 Liter pro Quadratmeter nieder, in der ewigen Jahresstatistik regnet es gerade einmal 194,8 Tage. Und im direkten Städtevergleich liegen die Bremer auch nicht gerade auf Wolken gebettet. Hamburg brachte es 1989 auf 775 Liter, Köln auf 768 und München gar auf 996 Liter. Wenn Sie pensionierter Wasserfrosch sind, ziehen Sie ins Oberallgäu: Dort erwarten sie satte 2.500 Liter im Jahresdurchscnitt.
Markus Daschner
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