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Deutsche Pestizidfabrik für Iran?

Teheran (dpa/ap) — Wirtschaftsminister Möllemann und die iranische Regierung haben am Sonntag in Teheran einen Ausbau der deutsch- iranischen Zusammenarbeit vereinbart. Möllemann sagte, er erwarte mögliche Aufträge „in zweistelliger Milliardenhöhe“ für die deutsche Industrie. Der Wirtschaftsminister, der mit 40 hochrangigen Vertretern deutscher Unternehmen und Banken nach Teheran gereist war, hatte die Zusage mitgebracht, daß die bisherige Höchstgrenze für deutsche Exportbürgschaften (Hermes-Garantien) künftig entfallen werde.

Der iranische Präsident Haschemi Rafsandschani äußerte bei den Gesprächen die Erwartung, „meinen Freund, den Bundeskanzler Helmut Kohl“ bald in Teheran begrüßen zu dürfen.

Möllemann sicherte in Teheran eine sorgfältige Prüfung des iranischen Wunsches nach Errichtung einer Produktionsanlage für Pestizide mit deutscher Hilfe zu. Möllemann verwies in diesem Zusammenhang auf die Versicherung Rafsandschanis, daß der Iran für ein Verbot chemischer Waffen eintrete und selbst zu einem einseitigen Verzicht auf Herstellung und Anwendung bereit sei. Deutschland ist bereits heute der führende Handelspartner Irans in der Welt. Im vergangenen Jahr hatte das Handelsvolumen 4,6 Milliarden Dollar betragen, deutsche Firmen hatten Waren im Wert von 4,17 Milliarden Mark in den Iran geliefert. In den ersten vier Monaten dieses Jahres verdoppelte sich der Wert der deutschen Ausfuhren in den Iran im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Experten gehen davon aus, daß das Handelsvolumen 1991 etwa sechs Milliarden Dollar erreichen wird.

Möllemann hob hervor, daß Rafsandschani in der Kontroverse über die Stillegung oder Weiterbau des deutschen Atomkraftwerkes in Bushir klargemacht habe, er wolle der Bundesregierung keine Schwierigkeiten bereiten. Möllemann hatte in Teheran die kürzliche Entscheidung Bonns erläutert, daß ein Weiterbau der Anlage nicht mehr genehmigt werden könne. Der halbfertige Bau ruht seit Ausbruch des irakisch-iranischen Krieges, in dessen Verlauf er auch mit irakischen Raketen beschossen worden war. Iran hat bisher über fünf Milliarden Mark in das Atomkraftwerk investiert.

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