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Ein Kommando weniger

■ Bundeswehrkommando Ost aufgelöst/ Stoltenberg: Faire Chance für NVA-Soldaten/ Weiterer Stellenabbau folgt

Strausberg. Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) hat gestern in Strausberg bei Berlin das Bundeswehrkommando Ost außer Dienst gestellt. Der Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost, Generalleutnant Jörg Schönbohm, und dessen Mitarbeiter wurden in einem feierlichen Appell im ehemaligen Hauptquartier der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR von ihrem Auftrag entbunden.

Seit dem 3. Oktober 1990 war es Aufgabe der zentralen militärischen Führungseinrichtung in Ostdeutschland gewesen, zusammen mit der Wehrbereichsverwaltung VII und der Außenstelle des Bundesverteidigungsministeriums in Strausberg die seinerzeit 90.000 Mann starke NVA aufzulösen, ihre Soldaten teilweise in die Bundeswehr einzugliedern und neue militärische Strukturen aufzubauen. Jetzt übernehmen wie in den alten Bundesländern die Teilstreitkräfte das Kommando über die ostdeutschen Bundeswehreinheiten, die bis Ende 1994 nicht der Nato unterstellt werden dürfen.

Stoltenberg würdigte in einer Ansprache den Einsatz der über 2.000 Bundeswehrsoldaten und zivilen Mitarbeiter, die mit der Schaffung neuer Strukturen beauftragt waren. Der Neuaufbau der Bundeswehr in Ostdeutschland, zu dem viele frühere NVA-Soldaten einen erheblichen Beitrag leisteten, sei ein „bemerkenswertes Beispiel für das Zusammenwachsen der Nation“, sagte er. Es bleibe weiterhin das Ziel, so bald wie möglich in Führung, Organisation und sozialen Bedingungen sowie im Selbstverständnis aller Soldaten „eine“ Bundeswehr zu schaffen. Vorerst für zwei Jahre übernommene ehemalige NVA-Soldaten hätten bei Eignung und Leistung eine „faire Chance“ zur Weiterverpflichtung. Bei einer Zielvorstellung von 66.000 Soldaten in den neuen Bundesländern bis zum Jahr 2000 hätten alle auf Zeit übernommenen Unteroffiziere und zwei Drittel der Offiziere diese Möglichkeit.

Die Personalstärke der Bundeswehr in Ostdeutschland beträgt nach Angaben Stoltenbergs gegenwärtig 56.000 Soldaten. 1994 sollen es noch 50.000 sein. dpa

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