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Wer operierte den Marmormensch?

■ Wo niemand fliehen kann: Neue Skulpturen im Krankenhauspark von St.Jürgen

Die Ohren eng angelegt, die abgetrennten Beine direkt daneben — Arme, ja, die sind auch noch irgendwo: ein Bündel Mensch. Obwohl sich das zerteilte Ganze auf dem Gelände des St.Jürgen- Krankenhauses im Steintor befindet, sind wir nicht in der Pathologie gelandet: Nicht aus Fleisch

Im Krankenhauspark kommen selbst die Gebrechlichsten über die Hemmschwellen. Krank sein und Kunst bekucken wird endlich eins

und Blut, sondern ganz aus echtem Untersberger Marmor ist die Skulptur namens „Pour Marthe“. Daß sie genau gegenüber der Chirurgie ihren PLatz gefunden hat, ist nur ein kleiner faux-pas am Rande.

Aussteller im Krankenhauspark: SchülerInnen der Bremer Hochschule der Künste. Gestern eröffnete Gesundheitssenatorin Rüdiger mit Riesen-Buffet, Jazzband und ca. 150 schattensuchenden (!) Gästen die Ausstellung der achtzehn Skulpturen und Objekte. Dabei ließ sie sich vom Quietschen des Mikrophons weitaus mehr irritieren als von den aufgehängten Spruchbändern, die gegen eine Drogenambulanz im Hauptgesundheitsamt demonstrierten.

Bernd Altenstein, Bildhauer und Professor an der Kunsthochschule, erklärte auf einem Rundgang, was denn da eigentlich zu sehen sei: „Dort hinter der Magnolie sehen Sie...“ ähem — Magnolie? Wo? Alle suchen nun die

hierhin bitte das

Foto mit der Skulptur

Mythenschweres im Krankenhauspark: Dieses Objekt ist getauft auf den Namen „Kopfstelen“ von seinem Schöpfer Stefan Saxen.

Magnolie und die Kunst dahinter. Da, hinter dem Busch ist sie...ein granitener Klotz, genannt „Das Haus der Begierde“.

Einen „niedrigschwelligen

Zugang zur Kunst“ will die Senatorin mit der Kunst im Krankenhaus schaffen — logisch, bei so vielen Menschen im Rollstuhl und auf Krücken, da müssen die Schwellen niedrig sein. Überhaupt gibt es jetzt kein Entrinnen mehr: krank sein und Kunst begucken werden nämlich jetzt endlich eins.

Sonst kommen die jungen Künstlerinnen und Künstler immer schwer an Ausstellungsräume. Hier, open air, haben sie massenhaft Publikum gefunden: 140.000 Patienten, mehr als eine Million Besucher im Jahr und die 3300 MitarbeiterInnen des Krankenhauses als potentielle Kunstgenießer, quer durch alle Gesellschaftsschichten. Da lacht das Austellerherz.

Die Reaktionen der PatientInnen reichen von „jedem das Seine“ bis „ganz nett“. Ob das Ganze dem Gesundungsprozeß eher zuträglich ist oder nicht, blieb allerdings ungeklärt. Ein Mitarbeiter der Klinik dazu: „Naja, das ist schon was Gutes für die Patienten — aber Freibier wäre auch nicht schlecht.“ Susanne Kaiser

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