: Greenpeace: Frankreichs Atomindustrie droht der Bankrott
Brüssel (ap) — Der französischen Atomindustrie droht der Umweltorganisation Greenpeace zufolge nach Vollendung des europäischen Binnenmarktes Anfang 1993 der Bankrott. Greenpeace schreibt in einem am Montag in Brüssel veröffentlichten Bericht, die Stromerzeugung mit Atomkraft in Frankreich sei nicht konkurrenzfähig mit der konventionellen Energieerzeugung beispielsweise in Italien und Deutschland. Die französische Atomindustrie könne bereits jetzt ihre Schulden in Millionenhöhe nicht zahlen und habe in ihren Anlagen außerdem mit Sicherheitsmängeln zu kämpfen. „Mit den Problemen, die die französische Atomindustrie hat, könnte 1993 für sie der Todesstoß bedeuten“, sagte der Atomenergie-Experte von Greenpeace, John Willis. In seinem Bericht fordert Willis die EG auf, nach Vollendung des Binnenmarkts der Atomindustrie in Frankreich keinen besonderen Schutz zu gewähren. Willis schreibt, die französischen Atomkraftwerke hätten Schulden in Höhe von umgerechnet etwa 75 Milliarden Mark. Viele der insgesamt 55 Anlagen seien veraltet und benötigten dringend neue Ersatzteile, um den erforderlichen Sicherheitsstandard zu gewährleisten. Zur Zeit steige in den französischen AKWs, die lange als die sichersten der Welt gegolten hätten, die Unfallgefahr stetig. Willis warf der französischen Regierung vor, auf die Stromerzeugung per Atomkraft „fixiert“ zu sein, obwohl andere Möglichkeiten sehr viel billiger seien. Frankreich erzeugt 80 Prozent seines Strombedarfs mit Kernkraft. Bis zum Jahr 2000 sollen weitere sieben AKWs im Land errichtet werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen