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Nicht im Beiboot anlanden lassen

■ Grüne: Kritik an Vorstandssprecher Volmer

Bonn (taz) — Die Vereinigung von Grünen und ostdeutschen Bürgerrechtsgruppen könne sich nur auf gleichberechtigter Ebene vollziehen, hat das Mitglied des Bundesvorstands der Grünen, Helmut Lippelt, vertreten. Es könne nicht sein, daß die Grünen die ostdeutschen Gruppen „im Beiboot anlanden läßt“, sagte Lippelt nach dem Treffen der im Bündnis 90 zusammengeschlossenen Gruppen am vergangenen Wochenende in Berlin. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete kritisierte damit Äußerungen des Vorstandssprechers Ludger Volmer in einem taz-Gespräch. Der auf dem Parteitag in Neumünster als Vertreter der Parteilinken gewählte Volmer hatte betont, die Grünen müßten schauen, mit welchen Gruppen „wir zusammengehen können und mit welchen es schwierig sein könnte“. Außerdem müsse bei einer Vereinigung klar sein, daß die Grünen dabei der stärkere Partner seien.

Dies seien Töne, die für einen Vereinigungsprozeß „nur störend“ sind und zu „Verhärtungen“ führen könnten, befürchtet Lippelt. Der am vergangenen Wochenende beratene Zusammenschluß aller Gruppen des Bündnis 90 zu einer Gruppierung, die die Anforderungen des Parteiengesetzes erfülle, sei eine „ganz klar auf die Grünen hin konzipierte Gründung“. Deswegen stelle sich die Frage gar nicht, mit wem die Grünen zusammengehen könnten: Man habe gar nicht die Möglichkeit, „zu sortieren“. Der Prozeß des Zusammenschlusses werde deshalb über die gleichberechtigte inhaltliche Diskussion gehen, nicht aber über die bloße Übernahme des Programms der Grünen, vertritt Lippelt. Volmer hatte sich in der Vergangenheit klar gegen als konservativ eingestufte Positionen bei Teilen der Bürgerrechtsgruppen abgegrenzt. Auch der Geschäftsführer der Bundestagsgruppe Bündnis 90/Grüne, Lucas Beckmann, kritisierte Volmer mit der Bemerkung, man müsse mit „jeder überheblichen Haltung“ gegenüber der Bürgerbewegungen sehr vorsichtig sein. Für die Grünen wäre es fatal, auf das geistige Potential und die politischen Erfahrungen der Bürgerrechtler zu verzichten. gn

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