: "Wenn ich Europa sage, spreche ich von meinen Träumen"
■ Politiker in Ost und West bauen am neuen Europa / Doch was meinen diejenigen, die später damit leben müssen? / Jugendliche aus 14 Ländern haben ihre Gedanken dazu aufgeschrieben...
Bald gibt's keine Grenzen mehr zwischen den zwölf EG-Staaten, aber es gibt auch noch andere Länder, die dabei gern mitmachen würden, etwa die Türkei. Ich finde es übrigens gut, daß auch andere europäische Staaten der EG beitreten werden.
Neben meiner niederländischen Muttersprache erlerne ich noch Französisch, Englisch und Deutsch. Damit kann ich problemlos überall hin und später vielleicht mal in einem anderen Land studieren. Ich bin über Europa ganz gut informiert. Das dürfte daran liegen, daß die Möchtegern-Europahauptstadt Brüssel so nahe ist. Die besuche ich regelmäßig, weil dort meine Großeltern wohnen. Ich mag Brüssel nicht, weil ich mich dort immer verirre. Zu viele Bürohochhäuser gibt es da — und viel zu viele Baulöcher. Mich stören auch die überdeutlichen Differenzen zwischen armen und reichen Vierteln. Ich kenne die schicken Brüsseler Vororte, wo die Eurokraten wohnen. Deren offensichtlicher Wohlstand stört mich vor allem, weil die nordafrikanischen Gastarbeiter immer in baufällige Straßen abgeschoben werden. Da Brüssel die europäische Hauptstadt ist, hat sie den Vorteil, daß dort Menschen aus allen möglichen Ländern leben. Das bringt jede Menge Abwechslung.
Ich glaube, ein vereintes Europa hat vor allem etwas mit Wirtschaft zu tun und damit, daß die Europäer mit anderen Großmächten wie den USA mithalten wollen. Ich finde aber, Europa sollte vor allem etwas für die Umwelt tun und nicht immer nur an die Knete denken. Die Nordsee, die Luft und das Trinkwasser sollen endlich wieder sauberer werden, und das geht nur, wenn die Fabriken und Autos umweltfreundlicher werden.
Wenn jetzt die Grenzen aufgehen, werden viele Europäer Angst voreinander bekommen. Den sozialen Auftrag sehe ich darin, daß mehr Offenheit füreinander gefördert wird. Ich habe gleichaltrige Europäer im Urlaub kennengelernt — Schweizer, Holländer, Italiener, Deutsche und Franzosen kenne und mag ich. Deutsch halte ich für eine häßliche Sprache. Die Franzosen finde ich super, die sind so flott und viel selbstsicherer als wir Belgier. Marieke Vanderoel (14)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen