Maggy goes to Holloway

■ Eine Generation geht ihren Weg

Vattern hält sie für eine »Uni-Party-Band«, und melancholisch blickt er Richtung Rhein und fängt an von den Großvätern zu schwärmen, von den Pionieren, von Kraftwerk, mit denen damals alles in der Hauptstadt des Freien Rheinlandes begonnen hätte. Vattern selbst gehört zur zweieinhalbten Generation, heißt Peter Hein und ist ungnädig gestimmt. Die Musik wäre aus seiner Stadt verschwunden; »Der Bach hier ist breit genug, der kann alles wegschwemmen. Das ist einer der breitesten Bäche in ganz Europa«.

Von solcherlei Metaphern unbeeindruckt bleibt die übernächste Generation aus Heins Städtchen. Enkel mögen den Geschichten der Alten lauschen und mit ihnen aufgewachsen sein. Nichtsdestotrotz gehen sie ihren eigenen Weg. Maggy goes to Holloway kommen aus Düsseldorf und spielen durchaus auch auf der Bühne der dort ansässigen Universität, wenn der AStA mal wieder eine Party gibt und alle rein dürfen. Mit der musikalischen Tradition, die in niederrheinischen Inzucht stets eine immens wichtige Rolle gespielt hat, nehmen sie es weniger schwer. »Daheim und unterwegs« heißt der Kassettensampler von Metrop, der jüngst und munter die zweite, dritte und vierte Generation versammelte. Verbindendes Element: die Heimat, auch wenn sich da u.a. auch Krefelder eingeschlichen haben. Neben den Toten Hosen und Family Five finden sich hier Asmodi Bizarr, Lucy killed the Dragon und eben Maggy goes to Holloway mit ihrem schönsten Stück, mit »Cant't you hear me«, einem Schmelz aus bestimmt fragenden Gesang, klagendem Saxophon und Funkanschlägen aus dem Bass der einzigen Frau der sechsköpfigen Gruppe, die garantiert die wundeste Stelle treffen, wenn der Klang erst einmal durchs Ohr in die Seele gerutscht ist.

Genau damit haben sich Maggy aber wieder ins Lokalkolorit gesellt. Derlei Kombination ist zwischen Luxor und Zeche seit zehn Jahren immer wieder aufgetaut. »No Wave« sagte man dort auch zu jener Verbindung von allem, was klassisch war oder werden sollte, von Rock und Wave und Jazz und von Einflüssen anderer Kontinente; auch wenn es nicht richtig war. Als New Wave die Clubs bestimmte, waren Me and the Heat das Bekenntnis derer, die weder modern noch unmodern erscheinen wollten. Was Maggy 1988 machten, hört sich nicht viel anders an: »Hollowmen« hieß das Stück, mit dem die Band auf dem Sampler »Kiefernstraße bleibt. Basta!« vertreten war.

Politik ist Programm von Maggy goes to Holloway. Ihre Kontaktadresse findet sich in der u.a. für häufige Hausdurchsuchungen bekannten Nr.1 der Kiefernstraße, und der, der dort wohnt, spielt die Trompete und wird der Schwarze Peter gerufen. Der Name der Band und das gleichnamige Stück meinen nichts weniger oder mehr, als daß Thatcher einmal in jenes britische Gefängnis zu wandern hätte — man erinnert sich. »Intifada« schließlich der Titel des letzten Stückes der Minimaxi aus dem letzten Jahr, deren Vorderseite Maggy ebenso wie ihre T-Shirts und Demo-Tapes mit ausgerissenen Zeitungslettern bestückt haben, als ob sich darunter Great Rock'n Roll Swindle befinden müsse. »Präbombastische Post-Punk-Dilletanten« nennen Maggy sich dann auch selber in der Unbekümmertheit der Enkel, die den Vätern so fehlt. Nichts anderes meint das, als daß alles möglich ist. ZeWa

Um 20 Uhr als Vorgruppe von Poems For Laila im Tempodrom