: Selbstabwicklung
■ Der gordische Knoten in der Telefonschnur
Wer sein Telefon an der langen Leine hält, der kennt das Theater. Die große Freiheit der Sechs-Meter-Schnur macht's möglich: Telefonieren beim Kochen, im Schaukelstuhl oder unter der Dusche. Einige Drehungen, Wendungen, Irrungen und Wirrungen und das Kabel sieht aus wie ein Übungsstrick für Leichtmatrosen, ein Seemannsknoten neben dem nächsten. Dann macht es mitten im Gespräch mit der Lieblingsfreundin »knack«, und das Fernsprechgespräch verstummt. Bis der Mann von der TELEKOM kommt und uns ein neues Kabel mit neuem Telefon bringt. Ohne Aufpreis.
Muß das so sein? Das muß so sein, sagt die TELEKOM. Schnur auswechseln ist teurer als ein neues Telefon zu installieren. Es gebe zwar Beschwerden wegen vernuddelter Telefonschnüre, heißt es, aber Abhilfe schafft unser Lieblingsmonopolbetrieb nur sehr indirekt: Die Schnüre werden auf drei Meter Länge verkürzt! Kabelspulen (für DM 15 im Elektronikhandel) sollen nicht ins Programm von Mickymaus-Telefonen und Konferenzschaltanlagen aufgenommen werden. Ersatzkabel dürfen wir zwar kaufen, aber zwecks Montage derselben dürfen wir das Telefon nicht öffnen. Für Verbesserungsvorschläge empfiehlt unser Fernmeldeamt einen Brief an das Fernmeldetechnische Zentralamt in 6100 Darmstadt.
Es geht auch anders. Betroffene greifen zur Selbsthilfe Methode »Lassoschwingen«: Das Kabelknäuel aus dem Stecker gezogen und solange entwirrt, bis es wieder glatt ist. Oder, für Abenteurer, Methode »Auspendeln«: Das Telefon in einer Plastiktüte vom Balkon gehängt, bis es sich selbst entwirrt hat.
Aber Achtung: Die Methode greift nur bei Bewohnern oberer Stockwerke und auch da nur gegen 2 Uhr morgens — wenn die Nachbarn zwei Stock tiefer fest schlafen und nicht auf die Idee kommen, sich en neues Telefon (»Ich wollte schon immer eins mit Wahlwiederholung«) vom Balkon zu pflücken. Bernhard Pötter
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