: RIAS, übernehmen Sie — neuer Auftrag!
■ Ministerpräsidenten der Länder beschließen zwei bundesweite Rundfunksender in Berlin/ Das Schicksal von RIAS 2 ist noch immer unklar
Bonn/Berlin. Die Ministerpräsidenten der Länder haben gestern in Bonn die Entscheidung über die Zukunft des RIAS und des Deutschlandfunks getroffen. Unter dem gemeinsamen Dach von ARD und ZDF werden zukünftig zwei Sender von Berlin aus bundesweit ausstrahlen. In ihnen sollen der RIAS und der Deutschlandsender (DS) Kultur aus Ost-Berlin aufgehen. Als dritter Bundessender wird der Deutschlandfunk in Köln weiterarbeiten. Die Leitung dieser Dreieranstalt wird dort ihren Sitz haben. Finanziert wird sie aus den Gebühren von ARD und ZDF.
Die Ministerpräsidenten haben beschlossen, die Gebühren ab 1.1.92 um 4,80 Mark anzuheben. Über diese Neuordnung des Rundfunks werden die Länder mit Bonn verhandeln. Dabei soll auch entschieden werden, ob RIAS TV als Auslandsfernsehen zur Deutschen Welle oder als Frühstücksfernsehen zum ZDF kommt. Der Regierende Diepgen erklärte gestern, daß bis dahin Klarheit in allen wesentlichen Fragen bestehen soll, wobei auch Übergangsregelungen denkbar seien.
Das monatelange Tauziehen um den RIAS ist abgeschlossen, bislang standen lediglich zwei bundesweite Sender als Nachfolger von RIAS, DLF und DS Kultur zur Debatte. Daß die Ministerpräsidenten doch einem dritten zustimmten, ist, so Diepgen, nur durch »massiven Druck auf die anderen Länder ermöglicht worden«.
Während der Deutschlandfunk ein reines Info-Programm ausstrahlen soll, wird es in Berlin ein mit Unterhaltung gemischtes Informationsprogramm und einen Kulturkanal geben. Ein Orchester des Rundfunks in Ost-Berlin soll dort weiterarbeiten. Es wird jedoch keine vollständige Übernahme des DS Kultur geben — laut Diepgen werden aber Mitarbeiter weiterbeschäftigt.
Als Standort des Berliner Bundessenders kommt für Diepgen nur der Sitz des RIAS in der Kufsteiner Straße in Betracht. Von den beiden dort bisher beheimateten Sendern wird, aller Wahrscheinlichkeit nach, RIAS 1 zukünftig bundesweit ausstrahlen, wobei Teile des Personals von RIAS 2 integriert werden können. Diepgen kann sich allerdings auch eine Privatisierung des populären Senders vorstellen. Die Frequenz wird auf jeden Fall vom Kabelrat neu vergeben werden.
Vielleicht aber, so spekulierte der Regierende, kommt auch ein Verantwortlicher beim SFB darauf, ein solch erfolgreiches Programm zu übernehmen. Denn »schlank, effektiv und kreativ« müsse jeder Berliner Sender sein. In Richtung Masurenallee forderte Diepgen, daß Leistung und Effektivität in den Rundfunkhäusern gesteigert werden müßten, zudem sei »äußerste Sparsamkeit« angesagt. Und die wird beim SFB Einzug halten müssen, denn die Ministerpräsidenten beschlossen gestern, daß der Sender Zuwendungen von maximal 30 Millionen Mark (vorher 90 Millionen) aus dem Länderfinanzausgleich der ARD erhält. Es werden zwar zusätzlich Mittel zum Aufbau des Rundfunks in den fünf neuen Ländern fließen, allerdings ist Diepgen strikt dagegen, daß diese »den bestehenden Personalüberhang absichern«. dr
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